Baugeschichte
Halberstadt, am Nordrand des Harzes gelegen, wurde schon frühzeitig sowohl reichs- als auch kirchenpolitisch große Bedeutung beigemessen. Als Verwaltungszentrum für die östlichen Gebiete des gerade gegründeten Karolingerreiches war es zugleich Missionsstützpunkt im Rahmen der Christianisierung. Nachdem Kaiser Ludwig der Fromme im Jahre 827 das Bistum Halberstadt bestätigte, wurde 856 ein bereits vorhandener Sakralbau erweitert. Es entstand der erste Dom.
Obwohl erst 1220 die Weihe einer weiteren Domanlage erfolgte, begann wenig später, etwa um das Jahr 1239, der Bau einer neuen Bischofskirche. Der Umbau wurde mit der Errichtung der Westfassade eingeleitet. Ihre schlanken Doppeltürme bestimmen noch heute die Silhouette der Stadt. Beeinflusst von der französischen Gotik entstand in über 250 Jahren Bautätigkeit eine kreuzförmige Basilika mit Chorumgang und Scheitelkapelle, die im Jahr 1491 geweiht wurde.
Als kirchlicher Verwaltungssitz wurde Halberstadt 1479 zugunsten des Erzbistums Magdeburg aufgegeben. Nach der Auflösung des Domkapitels im Jahre 1810 gingen die Domgebäude sechs Jahre später in das Eigentum des preußischen Staates über.
Im April 1945 erlitt die Bausubstanz des Domes durch Bombentreffer erhebliche Schäden. Erst 1956 konnte er wieder für Gottesdienste genutzt werden.
Ausstattung
Zu seinen Besonderheiten zählen Glasmalereien aus dem 14./15. Jahrhundert in der Marienkapelle, eine Fülle an Plastiken in seinem Inneren aus dem 13. bis 15. Jahrhundert und vor allem der Domschatz, der weltweit Beachtung findet.
Dieser Kirchenschatz zählt zu den umfangreichsten Sammlungen sakraler mittelalterlicher Kunst, die in Deutschland bei einer Kirche erhalten blieben. Er zeichnet sich durch eine außerordentliche Vielfalt und Fülle an Kunstwerken von bemerkenswerter Qualität aus. Die zum Bestand gehörenden liturgischen Geräte, Handschriften, Gewänder, Teppiche, Altäre und Plastiken waren ursprünglich während des Gottesdienstes im Dom in Gebrauch und wurden dort über Jahrhunderte aufbewahrt, so dass sie sowohl inhaltlich als auch räumlich auf das engste mit dem Bauwerk verbunden sind. Sie gewähren daher Einblicke in die Liturgie und Frömmigkeit des Mittelalters und veranschaulichen gleichermaßen die wechselvolle Geschichte des Bistums Halberstadt.
Restaurierungsarbeiten
Zum Abschluss ist die Restaurierung der Farbverglasung in der Marienkapelle und im Chorumgang gekommen.
Vollständig saniert wurde das große Südquerhausfenster. Die Farbverglasung soll jetzt nachfolgen. Diese Maßnahme soll aus Spenden finanziert werden.
Besonderheiten
Der Domschatz
Die Anfänge des Domschatzes liegen mehr als tausend Jahre zurück. Schriftliche Quellen wie die Bischofschronik berichten, dass schon im 10. Jahrhundert kostbare Kunstwerke der Ausstattung des Domes zugestiftet wurden. Leider sind diese Sammlungsstücke nur literarisch überliefert. Bedeutenden Zuwachs erhielt der Domschatz, als Konrad von Krosigk im August 1205 vom vierten Kreuzzug zurückkehrte und drei Jahre später zahlreiche Gegenstände dem Dom übergab.
Andere Kleinodien gelangten aus dem Nachlass dieses Halberstädter Bischofs in den Domschatz. Weitere Zustiftungen und Schenkungen sowie Arbeiten einheimischer Kunsthandwerker und Künstler vervollständigten die Sammlung in der Folgezeit. Wie in anderen Kirchenschätzen kam es aber auch in Halberstadt über die Jahrhunderte zu Verlusten durch Brandschäden, Verschleiß, Veräußerung oder Diebstahl. Am stärksten dezimierte wohl Kardinal Albrecht von Brandenburg den Bestand, als er diverse Kleinodien seiner berühmten Reliquiensammlung, dem „Halleschen Heiltum“, zuschlug. Eine Zäsur setzte die Einführung der Reformation, die ein verändertes Liturgieverständnis mit sich brachte. Zahlreiche Stücke des Domschatzes, wie Meßgewänder und -bücher, Reliquiare und Heiligenaltäre, fanden fortan keine Verwendung. Die kostbaren Gegenstände blieben dennoch als Bestandteile der Schatzkunst erhalten und wurden wohl verwahrt.
Lange Zeit blieb der Domschatz für die breite Öffentlichkeit unzugänglich. Erst seit 1936 ist er in Teilen in drei Räumen des Domkomplexes, im Remter, Kapitelsaal und in der alten Schatzkammer, zu besichtigten. 1959 erfolgte nach kriegsbedingter Auslagerung die Wiedereröffnung.
Dem Wirken der Domgemeinde ist es zu verdanken, dass der Schatz die Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit unbeschadet überstehen konnte. In einer Zusammenarbeit mit ihr bemüht sich jetzt die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, zu deren Vermögen der Halberstädter Kirchenschatz seit 1998 gehört, die mehr als 650 Einzelstücke umfassende Sammlung in ihrem Bestand zu erhalten. Neben der Durchführung von Baumaßnahmen, die zur Verbesserung der konservatorischen Rahmenbedingungen unerlässlich sind, legte sie besonderen Wert auf die Gewährleistung einer kontinuierlichen und umfassenden restauratorischen Betreuung, um den Domschatz unversehrt den nachfolgenden Generationen übergeben zu können. So wurde im Jahr 2003 durch die Stiftung ein Architekturwettbewerb zur Neukonzeption des Halberstädter Domschatzes ausgelobt.
Aufgabe war es, neben der funktionellen und gestalterischen Neuordnung der Ausstellung die ursprünglichen Raumstrukturen wieder herzustellen und nicht genutzte Räume als Ausstellungsräume einzubeziehen. Ebenso musste eine funktionelle Neugestaltung von Besucherbereichen, Büros, Depot- und Restauratorenbereiche bereitgestellt werden.
Am 20. Juni 2004 erfolgte dann die symbolische Grundsteinlegung des Funktionsanbaus an der Westseite des Domes. Der Realisierungszeitraum für die planerische und gestalterische Umsetzung des Projektes ist bis 2007/08 geplant. Für die notwendigen baulichen und gestalterischen Maßnahmen stehen nahezu 5 Mio. Euro zur Verfügung.
Ab Frühjahr Interimsausstellung während der Umbauphase der historischen Ausstellungsräume (ausgewählte Schatzkunst) – Neueröffnung in den historischen Räumen im Jahr 2008 – (Siehe Anhang: Anbau Funktionstrakt)
Nutzung
Der Dom dient der Ev. Domgemeinde als Gotteshaus. Darüber hinaus finden in den Sommermonaten im Dom zahlreiche Konzerte statt. Ganzjährig wird die Winterkirche für Veranstaltungen genutzt.