Dom Erfurt

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Baugeschichte

752 läßt Bischof Bonifatius auf dem Domberg ein Münster errichten, 1153 Einsturz dieser „major ecclesia“, 1154 Baubeginn
romanische Basilika, am 20. 6. 1182 seine Weihe. Fertigstellung Südturm 1201, Nordturm 1237. Bis 1337 Kavaten als
Substruktionen des Hohen Chores fertig. Um 1330 Triangel-Portalvorbau. Hoher Chor Grundsteinlegung 1349, Weihe 1370/72.
1455 Abriß des romanischen Langhauses und Baubeginn der spätgotischen Halle, die ab 1465 genutzt wird. 1828 – 1900
umfangreiches Restaurierungs- und Umbauprogramm.

Baugestalt

Grundriß und Baugestalt spiegeln die Geschichte jahrhundertelangen Bauens wider. Die kreuzförmige Anlage des romanischen
Grundrisses ist nach Umbau in eine spätgotische Halle nur noch schwer erkennbar. Das Querhaus, dem nördlich das
Triangelportal vorgelagert ist, wurde in die Halle konstruktiv und gestalterisch einbezogen. Östlicher Abschluß ist der innen
stützenfreie Hohe Chor mit 18 m hohen und max. 2,60 m breiten Maßwerkfenstern. 5 quer- rechteckige Joche und einen 5/10
Chorschluß bilden das überspannende Kreuzrippengewölbe. Zwischen Langhaus und Hohem Chor liegt als Verbindung das
Sanktuarium des romanischen Domes, ehemals mit Tonnengewölbe, nach 1238 mit einem Kreuzgratgewölbe überspannt.

Ausstattung

895 Scheiben mittelalterlicher Glasmalerei aus der Zeit zw. 1380 und 1420. Dazu 5 Fenster mit Verglasungen von Charles Crodel 1960 – 63. Triangel-Portalfiguren um 1330: Ostseite Apostel, Westseite Jungfrauen. Chorgestühl von 1360/70. Barocker Hochaltar von 1697 – 1707. Romanische Madonna mit Stuckretabel um 1160, Bronze-Freiplastik sog. „Wolfram“ um 1160.

Restaurierungsarbeiten

Nach französischer Besetzung und Vernachlässigung im 17. und 18. Jh. umfangreiches Sanierungs- und Umbauprogramm zwischen 1828 und 1900: – Langhausdach mit Marienmosaik, Turmhelme, oberer Chorabschluß, Kapitelbereich. Rückbau des neugotischen Langhausdaches 1968. Seit 1979 – heute andauernd Steinkonservierung der Domfassaden sowie Sicherung der mittelalterlichen und der modernen Glasmalereien einschließlich Einrichtung einer modernen Glaswerkstatt. Sanierung aller Kurienhäuser. Restaurierung und Neugestaltung des Coelikums, der Kiliani- und Clemenskapellen und des Kunstmagazins im Kapitelgebäude. Neue Hauptorgel mit 63 Registern Firma Schuke 1992.

Besonderheiten

(z.B. Orgeln, Glocken usw.) Gesamtgeläute des Domberges (Dom und Severikirche) , bestehend aus 10 Glocken im Dom, 7 in der Severikirche. Bedeutendste die 1497 durch den niederländischen Glockengießer Gerhard Wou aus Kampen zwischen Dom und Serverikirche gegossene „Gloriosa“ mit 11450 kg Gewicht. Als eine der beeindruckendsten Schöpfungen mittelalterlicher Baukunst bekrönt die Gruppe des Domes BMV und der St.-Severikirche den Hügel über der Stadt, vorgelagert die ehemaligen Kurienhäuser, maßstabbildend für den grandiosen Hintergrund, das Ganze erschlossen durch eine großzügige Freitreppe von 70 Stufen.

Nutzung

Kathedrale des Bistums Erfurt, kirchliche Nutzung durch die im Kreuzgang befindliche Theologische Fakultät der Universität Erfurt, Pfarrkirche.

Literaturauswahl:

  • Drachenberg, Erhard: Die mittelalterliche Glasmalerei im Erfurter Dom. Berlin 1980 und 1983
  • Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen, Band 1, Die Stadt Erfurt: Dom, Severikirche… Burg 1929 (Inventarband)
  • Lehmann, Edgar/Schubert, Ernst: Dom und Severikirche zu Erfurt. Leipzig 1988
  • Overmann, Alfred: Die älteren Kunstdenkmäler der Plastik, der Malerei und des Kunstgewerbes der Stadt Erfurt. Erfurt 1912
  • Sareik, Udo: Die Ostteile von Vorgängerbauten des Erfurter Domes. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar 27/ 1989, Heft 1/2
  • Schürenberg, Lisa: Die ältere Baugeschichte des Erfurter Domes. In: Sachsen und Anhalt 4, 1928
  • Forberg, Hans- Heinrich/ Lucke, Rolf-Günther: Der Dom zu Erfurt. Schnell & Steiner, Kleiner Kunstführer Nr. 1887, 6. Auflage 2000