Licht im Dom · Dom im Licht Bericht über das Colloquium, das vom 13. bis 15. März 2003 in Regensburg stattfand

LICHT IM DOM
DOM IM LICHT

Bericht über das Colloquium, das vom 13. bis 15. März in Regensburg stattfand.Das Licht in Kirchen unterscheidet sich von dem Licht an anderen Orten. Ob es sich um einen mittelalterlichen Bau handelt, um eine barocke oder eine klassizistische Kirche, jeder Raum hat seine spezifische Beleuchtungssituation, die sich selbstverständlich nach Jahres- und Tageszeit und nach der Witterung ändert. In der Entstehungszeit dieser Kirchen konnte man die Raumbeleuchtung nur mit Kerzenlicht aufbessern. Später kam Gaslicht und elektrisches Licht dazu. Wie in vielen Bereichen hat sich auch die Technologie der Beleuchtung in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Es kann heute differenzierter und sensibler beleuchtet werden. Trotzdem werden moderne Beleuchtungskörper in historischen Kirchenräumen von vielen als störend empfunden.
Das Licht im Dom ist ein Thema, das viele der in der Dombaumeister e. V. zusammengeschlossenen Kollegen beschäftigt. Schon bei der Dombaumeistertagung 2000 in Freiburg gab es um die im Kirchenraum vorgestellten Prototypen einer eventuell vorgesehenen Beleuchtung heftige Diskussionen. Als deshalb Herr Baudirektor Gerhard Sandner anregte, dass das Hochbauamt Regensburg, als für den Dombau zuständige Institution zusammen mit der Dombaumeister e.V. ein Colloquium zu diesem Thema zu veranstalten, waren die Kollegen sofort einverstanden. Als dritter Veranstalter trat die Regensburger Domstiftung dazu. Gemeinsam wurde ein Programm entworfen und Referenten eingeladen, die praktische Organisation leistete das Hochbauamt Regensburg insbesondere Frau Dipl.-Ing. Ulrike Paulik und Frau Eva Schmalzl.

In dem nur mit Kerzen beleuchteten Kapitelsaal des Regensburger Domes begrüßte Herr Regierungspräsident Dr. Wilhelm Weidinger als Vorsitzender des Stiftungsrates der Regensburger Domstiftung die Teilnehmer am Donnerstag, den 13. März um 19.00 Uhr, danach sprach der Regensburger Bischof Prof. Dr. Gerhard Ludwig Müller zu den Anwesenden. LICHT IST BOTSCHAFT UND BOTE war der Titel seiner Ausführungen in denen er die theologischen Hintergründe des Lichtes aufschloss.

Nach einem Grußwort von Baudirektor Hans Weber vom Staatlichen Hochbauamt, der die Wichtigkeit der Aufgabe betonte, den Regensburger Dom ins rechte Licht zu setzen, ging man hinunter in den nur mit Kerzen beleuchteten Kreuzgang. Dort lies der Autor und Musiker Michael Reisinger mit Saxophon und Stimme beim Durchschreiten der Räume diese zu einem ganz besonderen Erlebnis werden. In der nächtlichen Atmosphäre entstanden emotional verdichtete Momente.

Bei dem folgenden Rundgang konnte man die einzelnen Abschnitte des Kreuzgangs in verschiedener Beleuchtung erleben, Kerzen in verschiedener Höhe, direkt oder abgeblendet und Kunstlicht, das mal nur auf den Boden, nur ins Gewölbe gerichtet war oder den Raum völlig ausleuchtete. Da die Raumformen immer die gleichen waren, war dies eine eindrucksvolle Demonstration für die Wirkung von Licht im Raum. In der Stephanuskapelle mit ihren weißen Wänden erfolgte eine Vorführung, in der Leuchtmittel und Lichtfarben gezeigt wurden. Deutlicher, als dies theoretisch möglich gewesen wäre, wurden den Teilnehmern die heutigen Möglichkeiten vor Augen gestellt. Mit einem Pater noster beschloss man den Abend.

Im Festsaal der Regierung der Oberpfalz begann man am nächsten Morgen um 8.30 Uhr den theoretischen Teil, den Prof. Dr. Manfred Schuller mit einem Vortrag über 5000 JAHRE BAUEN MIT LICHT eröffnete. In einem eindrucksvollen Überblick, der von dem Taltempel des Chefren in Ägypten über die Hagia Sophia bis zu Kirchenbauten Le Corbusiers reichte, stellte er den kunstvollen Umgang mit Licht auch vor dem Zeitalter des elektrischen Stroms vor.

Anschließen referierte Frau Dr. Eva-Maria Kreuz über SPUREN DES LICHTS IN MITTELALTERLICHEN KIRCHEN und stellte ausführlich mittelalterliche Formen, wie Reifenkronen, Altarleuchter, Standleuchter und Kapellenkronen und ihre jeweilige Lichtwirkung vor.
Prof. Dr. Bertram Stubenrauch erläuterte DIE THEOLOGISCHE BASIS FÜR DEN UMGANG MIT LICHT IM MITTELALTER. Er erklärte insbesondere die Position der kirchlichen Philosophen, nach denen alles was existiert erleuchtet ist (Pseudo-Dionysius) oder die Vermählung von Stein und licht im Kirchenraum (Don Scotus). Licht ist nach dem christlichen Verständnis Erleuchtung und zugleich das Symbol für das Gute. Weihbischof Guggenberger erläuterte die ANFORDERUNGEN AN DAS LICHT FÜR DIE FEIER DER EUCHARISTIE UND DER VERKÜNDIGUNG und betonte, dass das Licht die Botschaft nicht beeinträchtigen darf, sondern zur Geltung bringen muss.

Klemens Unger, Kulturreferent der Stadt Regensburg sprach über die WÜNSCHE VON KUNSTGESCHICHTE UND TOURISMUS an das Licht und betonte wie wichtig das Licht im Dom für die Besucher des Gotteshauses ist. Sie suchen das Geheimnisvolle und die Geborgenheit im Gotteshaus und hoffen auf emotionale Bereicherung. Natürlich wollen sie auch die Architektur, die Fenster und die Kunstwerke betrachten können. Herr Unger stellte in seinen sehr sachkundigen Ausführungen klar, das bei der Beleuchtung des Domes Liturgie vor Kunst und Kunst vor Tourismus gehen muss. Es wäre zwar wünschenswert, wenn bestimmte Stellen hervorgehobnen werden könnten, das Licht sich aber der Architektur unterzuordnen hätte und kein helles Leichentuch sich über das Rauminnere breiten dürfe.

Der Referent, der den Teilnehmern die Notwendigkeit des Lichtes für Übertragungsmedien erläutern sollte, Herr Stefan Jedlitschak, war leider nicht erschienen, so dass dieser wichtige Aspekt unbetrachtet bleiben musste.

Herr Dr. Thomas Schrader von der Firma Osram erläuterte in einem erfreulich verständlichen Vortrag DIE TECHNISCHEN MÖGLICHKEITEN UND TENDENZEN. Die Möglichkeiten und Eigenschaften der einzelnen Leuchtmittel wurden ausführlich dargelegt, neueste Technologien und Energiesparmöglichkeiten von ihm vorgestellt.

Am Nachmittag stellten dann die anwesenden Lichtplaner KREUZ UND KREUZ, STUTTGART; DANIEL ZERLANG-RÖSCH, OFFENBACH; WALTER BAMBERGER, EICHSTÄTT; P.H. NEUHORST, SPECTRAL, FREIBURG. einzelne ausgeführte Projekte vor und erläuterten dazu ihre Ziele und ihr Vorgehen. So unterschiedlich die vorgestellten Projekte auch waren, – das erst in Planung befindliche Licht der Frauenkirche in Dresden, das Herr Dipl.-Ing. Walter Bamberger aus technischen Gründen erst am Samstag vormittag vorstellte muss dazu gerechnet werden – es war doch deutlich zu erkennen, dass eine gute Lichtplanung sich auf die spezielle Raumsituation und die Wünsche der Benutzer einstellen muss und dass es dafür heute viele technische Möglichkeiten gibt.

Daniel Zerlang-Rösch gab in seinem Vortrag IN LICHT GETAUCHT UND DARIN ERTRÄNKT einen Überblich über die Geschichte und Möglichkeiten der Außenanstrahlung von Gebäuden und machte klar, dass im Moment ein Tendenzwechsel von der Gesamtanstrahlung mit vollen Scheinwerfern zu differenzierterer und architekturbezogener Anstrahlung vorhanden ist.

Nach einem Empfang beim Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger waren dann im nächtlichen Dom Leuchten der anwesenden Lichtplaner in Funktion zu sehen. Die Technik der Dombauhütte hatte die verschiedenen Leuchten aufgehängt. Auch wenn, wie mit Recht immer wieder betont wurde, diese ‚Leuchten für andere Räume entwickelt worden sind und natürlich bei Einzelobjekten nicht die exakte Wirkung zu erkennen ist, konnte dennoch eindrucksvoll demonstriert werden, was Leuchten heute zu leisten in der Lage sind. Alle integrierten verschiedene Leuchtmitte und konnten sowohl ausschließlich nach unten, nach oben und in den Raum strahlen und waren zusätzlich zu dimmen. Die moderne Technologie macht es möglich Szenen zu entwerfen, die für spezielle Situationen (festliches Hochamt, Vesper, Abendgottesdienst usw.) ausgelegt sind und die der Küster über Knopfdruck einstellen kann. Faszinierend war auch zu sehen, wie man das Licht richten kann, das heißt durch das Einstellen von bestimmten Abstrahlwinkeln auf einen vorbestimmten Bereich lenken kann. Ein gemütlicher Ausklang in der Dombauhütte mit Kartoffelsuppe, Würstchen und Bier schloss sich an.

Am Samstag vormittag kamen die Teilnehmer zu einer Abschlussdiskussion noch einmal im Saal zusammen. Zu einzelnen Aspekten des Themas wurde intensiv aber diszipliniert diskutiert. Mit Statements der anwesenden Fachleuten zu der Frage WIE KOMME ICH ALS BAUHERR, KIRCHE, PFARRER, GEMEINDE ZU DEM IDEALEN LICHT? endete das Colloquium. In dem versprochenen Colloquiumsband werden auch die wichtigsten Äußerungen der Diskussion nachzulesen sein. Insgesamt ging eine spannende, gut organisierte und fachkundige Tagung zu Ende.

Barbara Schock-Werner