Dom St. Kilian, Würzburg

STREETVIEWIn Streetview ansehen.

Baugeschichte

Der Würzburger Dom, dem hl. Kilian geweiht, kann auf eine fast 1000-jährige Baugeschichte zurückblicken. Bischof Bruno (1034-45) gilt als der Begründer des heutigen Dombaus. Er schuf Mitte des 11. Jahrhunderts das Westwerk mit kleinem Dreieckgiebel, flankiert von zwei quadratischen Türmen. Über der Vorhalle befand sich eine kleine, sich in das Dominnere öffnende Kapelle. Bischof Gottfried von Spitzenberg (1186-90) weihte am 23. Oktober 1187 eine monumentale Kathedrale mit Langhaus, Chor und zwei Osttürmen ein. Die Westtürme wurden bereits im Mittelalter wiederholt verändert. Die schon Ende des 12. Jahrhunderts um zwei Geschosse erhöhten Westtürme erhielten 1418 eine Maßwerkgalerie und neue Helmdächer. 1507 wurde der Mittelbau zwischen den Türmen erhöht und mit einem zierlichen maßwerkgeschmückten Uhrtürmchen bekrönt. 1698 wurde ein Verbindungsgang neu angelegt, die große Uhr über dem Fenster aus der Echter-Zeit angebracht und der Giebel aufgemauert. 1695 – 1701 ließ Fürstbischof von Greiffenklau den gesamten Innenraum im Stil des römischen Hochbarock stukkieren, die mehrfach geplante barocke Umgestaltung der Westfassade kam jedoch aus finanziellen Gründen nicht zur Ausführung. 1879-83 errichtete Friedrich Friedreich die neoromanische Portalfassade. Wesentliche Änderungen sind die kräftige Horizontale des neu vorgeblendeten Sockelgeschosses mit neoromanischem Portal, die Fensterrose, das Triforium und die Schmuckformen am Giebel.

Beim Fliegerangriff am 16. März 1945 brannte der Dom vollständig aus. Dächer und Ausstattung wurden weitgehend vernichtet, die neoromanische Schaufassade und die Türme überstanden jedoch fast unbeschadet den Feuersturm.

Chronologischer Ablauf der Baugeschichte
Bauhase I 741 „Maria Verkündigung“ mit West-Querbau nach 741
Salvatordom 780 (6 Bischöfe)
Bauphase II 855–892 Chor mit Krypta unter Bischof Arno (einschl. Ausführung der Malerarbeiten innen)
918 Brand im Westteil des Domes, südliches Seitenschiff mit Treppenturm abgebrannt.
Unter Bischof Thioto wurden die Räume im Westwerk erneuert.
Bauphase III 1034–1045 Unter Bischof Bruno
Chor weitergebaut, vergrößert. Breiteres Langhaus, Werksteinwechsel: rot/grün
1057/59 Unter Bischof Adalbero
Fertigstellung der unter Bischof Bruno begonnenen Arbeiten, Chor erhöht.
Dieser Grundriss ist noch das heutige Erscheinungsbild (ohne die spätere Turmerhöhung und ohne Langhaus Obergadengeschoss).
1171–1186 Weiterbau unter Bischof Reginhard
Mittelschiff auf derzeitige Höhe aufgebaut.
1187 Einweihung
1237 Erhöhung der Osttürme unter Bischof Hermann von Lobdeburg
1331 Anbau des Kreuzganges
1418 Westtürme erhalten Maßwerkgalerien
1499 Einwölbung südliches Seitenschiff
1524 Chor innen gotisiert
1663 Abbruch der spätgotischen Westhalle außen vor den Türmen, Westgiebel neu aufgebaut mit Öffnung für die Uhr
1697 Überlegungen für Neugestaltungen der Westfassade: Maximilian von Welsch, Lukas von Hildebrand, Balthasar Neumann
1879–1883 Fassadenveränderung im neuromanischen Stil
1945/46 Teilzerstörung durch Kriegseinflüsse
1946 Einsturz des nördlichen Seitenschiffes mit der Decke des Langhauses
1946–1967 Wiederaufbau des nördlichen Seitenschiffes mit Umgestaltung der Westfassade
g hWiederaufbau nach 1945

1952 findet ein Gutachterverfahren zur Gestaltung der Westfassade statt. Teilnehmer sind Prof. Bosslet, Würzburg, Prof. Döllgast, München, Prof. Esterer, München, Dr. Ing. Weyres, Dombaumeister zu Köln, das Landbauamt Würzburg, Herr Simon, Bischöfliches Bauamt, Herr Schädel und Sep Ruf, München. Die hochkarätig besetzten Gremien entscheiden sich gegen den Erhalt der bestehenden neuromanischen Fassade und für eine moderne Interpretation. Gewünscht wird eine vertikale Steigerung der Westfassade. Die Westtürme sollen wie früher auf das Gelände des Domvorplatzes herab gehen. Die Ergebnisse werden 1953 dem Landesbaukunstausschuss vorgetragen. 1954 entwickeln die Architekten Döllgast und Schädel im Auftrag des Ministeriums neue Überlegungen zur Westfassade, die ab dem Jahr 1960 umgesetzt wurden. Die gebänderte Sockelgliederung wird entfernt, der Eingangsbereich mit Tympanonfeld auf das romanische Öffnungsmaß zurückgeführt. Der Giebel wird abgebrochen und eine Blend- bzw. Schutzwand in Bimsstein frei davor gestellt. Uhr, Fensterrose und Dreibogenfenster werden verdeckt. Die Portalzone wird 1963 nach einem Wettbewerb überarbeitet und erhält ein Bronzeportal von Fritz König.

Baugestalt

Wiederaufbau nach 1945

1952 findet ein Gutachterverfahren zur Gestaltung der Westfassade statt. Teilnehmer sind Prof. Bosslet, Würzburg, Prof. Döllgast, München, Prof. Esterer, München, Dr. Ing. Weyres, Dombaumeister zu Köln, das Landbauamt Würzburg, Herr Simon, Bischöfliches Bauamt, Herr Schädel und Sep Ruf, München. Die hochkarätig besetzten Gremien entscheiden sich gegen den Erhalt der bestehenden neuromanischen Fassade und für eine moderne Interpretation. Gewünscht wird eine vertikale Steigerung der Westfassade. Die Westtürme sollen wie früher auf das Gelände des Domvorplatzes herab gehen. Die Ergebnisse werden 1953 dem Landesbaukunstausschuss vorgetragen. 1954 entwickeln die Architekten Döllgast und Schädel im Auftrag des Ministeriums neue Überlegungen zur Westfassade, die ab dem Jahr 1960 umgesetzt wurden. Die gebänderte Sockelgliederung wird entfernt, der Eingangsbereich mit Tympanonfeld auf das romanische Öffnungsmaß zurückgeführt. Der Giebel wird abgebrochen und eine Blend- bzw. Schutzwand in Bimsstein frei davor gestellt. Uhr, Fensterrose und Dreibogenfenster werden verdeckt. Die Portalzone wird 1963 nach einem Wettbewerb überarbeitet und erhält ein Bronzeportal von Fritz König.

Restaurierungsarbeiten

Auffrischung der Fassade und Freilegung des Westwerks von 2005 bis 2006

Im Frühjahr 2005 begann nach Fertigstellung des benachbarten Museums am Dom die Auffrischung der Domfassade im Rahmen des Bauunterhalts. Die denkmalrechtliche Erlaubnis nach Art. 6 DSchG wurde sowohl für die farbliche Gestaltung, als auch für die Freilegung des Westwerks beim Landesamt für Denkmalpflege erwirkt.

Die vorab durchgeführte Befunduntersuchung zur ursprünglichen Farbgestaltung brachte keine genaue Fassung der Farbgebung und Zeitzuordnung. Nach verschiedenen Recherchen und umfassender Archivalienforschung ergab sich jedoch, dass bereits im Jahre 1546 ein heller Farbton vorlag (weiß nach gelb gebrochen). Die Farbfassung 1830 der Westfassade war ein rötlicher Sandsteinton. Allgemein scheint nachgewiesen, dass die Architekturteile in der Romanik dunkel gegen hellere Wand- und Putzflächen abgesetzt waren.

So kam man einvernehmlich in mehreren Schritten zu der Entscheidung, dass der Putz in einem „gelb gebrochenen Sandton“ mit einem mineralischen Anstrich im Bürstverfahren in sieben Arbeitsgängen aufgebracht werden sollte, die Architekturteile und Eckquader waren in rotem Buntsandsteinton zu lasieren.

Erste statische Probleme ergaben sich an der Nordfassade, wo durch massive Längsrisse unter den Arkadenbögen zu erkennen war, dass sich die Bimssteinfelder der Wiederaufbauzeit vom stabilen Betonringanker gelöst hatten. Die Sanierung wurde durch Einbau von Zugstäben und Aufmauerung mit Klinkersteinen durchgeführt.

In Vorgriff auf den Anstrich der Westfassade waren nun auch die Risse in der 160 m² großen Bimswand zu untersuchen. Aufgrund der geringen Mauerstärke von nur 24 cm und der wenigen Verankerungen in der neoromanischen Fassade, als auch der stumpfen Einmauerung gegen die Türme links und rechts war diese Wand im Laufe der Zeit baufällig geworden.

Durch endoskopische Untersuchungen und Begehungen über die noch vorhandene Domuhröffnung konnte festgestellt werden, dass der größte Teil der neoromanischen Fassade zwar vermauert, aber mit kleineren Zerstörungen noch vorhanden war. So wurde nach Zustimmung des Domkapitels im Januar 2006 die denkmalrechtliche Erlaubnis nach Art. 6 DschG beim Landesamt für Denkmalpflege für die Freilegung der Fassade beantragt.

Eine denkmalpflegerische Sanierung und statische Ertüchtigung der Bimswand wurde nach reiflicher Überlegung vom Staatlichen Bauamt, dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Domkapitel schon deshalb ausgeschlossen, weil eine massive Verankerung der 23 m hohen Mauerscheibe in der historischen Substanz links und rechts in die Türme zwingend erforderlich gewesen wäre.

Nach Abbruch der Bimswand im März 2006 wurden Bauforscher, Denkmalpfleger und Restaurateure mit der genauen Befundung des vorgefundenen Bestandes beauftragt. Es sollte zwischen den Bauteilen der neoromanischen Renovierung nach Spuren des 11. Jahrhunderts gesucht werden. Des Weiteren wurde die aufgefundene Fassade verformungsgerecht aufgenommen, so dass die gesamte neoromanische Fassade mit barocken und romanischen Fragmenten dokumentiert war.

i j kDie Fensterrose wurde anschließend bis zur halben Tiefe der Speichensäulen vorsichtig vom Mauerwerk befreit. Die Mörtelreste am Naturstein wurden vorsichtig im Josverfahren entfernt. Aufschieferungen und andere Beschädigungen wurden steinmetzmäßig bearbeitet und abgeschlagene große Natursteinteile wurden durch Vierungen ersetzt. Die Rücklagen der Fensterrose und der Galerie waren mit einem Kalkmörtel zu verputzen und später mit Mineralfarbe in verschiedenen Grautönen zu hinterlegen. In die vorhandene restaurierte Uhröffnung wurde eine neue Uhr eingesetzt. Der obere Buntsandsteinabschluss am Giebel wurde bewusst ohne Arkadenbögen ausgeführt und ein Drittel schmaler gehalten als die senkrecht aufsteigenden Lisenen. Als unterer Abschluss der neoromanischen Fassade konnte das quer laufende Band, die „friedreichsche Linie“, dienen. Alle Natursteine der Westfassade blieben nach der Reinigung naturbelassen, lediglich eine Algen- und Fungizidbehandlung wurde durchgeführt.

lDie Freilegung des Westwerks und die neue Farbfassung der Fassade wurden als Bereicherung des Würzburger Stadtbildes sehr positiv aufgenommen.

 

Weitere Informationen über den Würzburger Dom finden Sie unter:

 

Weitere Fotos über die Arbeiten an der Freilegung der Westfassade:

img1 img2 img3 img4 img5 img6 img7 img8 img9 img10 img12 img13 img14 img15 img16 img17 img18 img19 img20 img21 img22 img23 img24 img25 img26 img27 img29 img30 img31 img32 img33 img34 img35 img36 img37 img38 img39 img40 img41