Baugeschichte
An Stelle eines frühmittelalterlichen Vorgängerbaus wurde 1018 ein Neubau von Bischof Burchhard in Anwesenheit Kaiser Heinrichs II. geweiht. Auf dessen Fundamenten entstand der heutige Dom in drei Bauabschnitten, um 1130 Ostchor und Querhaus, um 1160 Errichtung des Langhauses, dann des Westchors, Schlussweihe 1181. Ende 13./Anfang 14. Jahrhundert Erweiterung der Langhaussüdseite durch Kapellen und das Figurenportal. 1472 Wiederaufbau des eingestürzten nordwestlichen Treppenturms, in der Gliederung dem romanischen Südturm angeglichen, die Einzelformen aber gotisch. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 Zerstörung fast der gesamten Ausstattung, Einsturz der mittleren Gewölbe. Die Wiederherstellung 1756 abgeschlossen. 1806 Auflösung des Bistums Worms im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses, zweckentfremdete Nutzung des Doms, Abriss des Kreuzgangs und der St. Johanneskirche in unmittelbarer Nähe. Ab 1902 umfassende Restaurierungsarbeiten.
Baugestalt
Der Dom ist eine gewölbte Basilika im gebundenen System mit Doppelchoranlage und östlichem Querhaus. Zwei Rundtürme flankieren jeden Chor, über Ostvierung und Westchor jeweils ein achteckiger Zentralturm mit Zwerggalerie. Die lichte Weite beträgt 108 m, das Mittelschiff ist 12 m breit und 27 m hoch. Errichtet ist der Bau aus fein behauenen Sandsteinquadern, mit Rundbogenfriesen und Lisenengliederung. Zu der bedeutenden romanischen Bauplastik gehören großformatige Bestien am Ostchor, phantastische Wesen am Westchor und die Darstellung der hl. Juliana von Nikomedien mit Künstlersignatur im Inneren. Das Südportal mit umfassendem Figurenzyklus stammt aus der Zeit um oder nach 1300.
Ausstattung
Das romanische Relief des Daniel in der Löwengrube, um 1181, ist in der Annenkapelle vermauert. Aus niedergelegten Wormser Kirchen stammen der Drei-Jungfrauen-Stein, um 1430 und der Taufstein, um 1485. Im Langhaus befinden sich große Reliefs aus dem ehemaligen Kreuzgang, darunter Wurzel Jesse von 1488, Conrad Seyfer zugeschrieben. Höhepunkt der reichen barocken Ausstattung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist der Hochaltar von Balthasar Neumann, mit dem er 1738-40 den neuen Typus des Ziboriumsaltars schuf; der Zyklus von Heiligenfiguren entstand in den Jahren 1754 bis 1772, die Glasmalereien von Heinz Hindorf 1968-70 und 1988-90.
Restaurierungsarbeiten
1902-19 wurde unter Leitung von Stadt- und Dombaumeister Karl Hofmann der wegen statischer Mängel einsturzgefährdete Westchor nach genauer Bauaufnahme abgetragen und über verstärkten Fundamenten mit den alten Steinen wieder aufgebaut; ebenso 1920-30 die Nikolauskapelle. 1946/47 wurden die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Dächer wiederhergestellt. Bei der Außenrenovierung in den 1960er Jahren wurden zahlreiche Werksteine ausgewechselt. 1977-81 erfolgte eine Innenrenovierung. Ab 2002 wird der westliche Außenbau einschließlich der Treppentürme restauriert, Durchführung in Abstimmung mit dem Domkonservator und dem Bischöflichem Bauamt, Bauleitung Architekturbüro Hamm und Kowalewski.
Besonderheiten
Kaiser Konrad II. wählte im Jahre 1034 den Dom als Grablege seiner Familie. In der Saliergruft befinden sich die 1906 wiederentdeckten Steinsarkophage von Vorfahren und Angehörigen des Salischen Kaiserhauses.
Nutzung
In Folge der Säkularisierung wurde das Bistum Worms 1806 aufgelöst, der Dom ist seither Pfarrkirche. Seine kunstgeschichtliche und historische Bedeutung macht ihn zu einem begehrten Ziel von Kulturreisenden. Seit 2002 bietet der Kaiserdom die einzigartige Kulisse für die Nibelungenfestspiele in Worms.