Dom Groningen

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Baugeschichte

Tausend Jahre Baugeschichte

Ursprünglich romanisch

Um das Jahr 1000 befand sich die erste Steinkirche am Martinikerkhof. Es war eine einschiffige romanische Kirche aus Tuffstein. Während der letzten Restauration (1962–1975) wurden von ihr unter der heutigen Kirche Reste gefunden.

Um 1220 stand an derselben Stelle eine gröβere Kirche in romano-gotischem Stil. Die Martinikirche war damals eine dreischiffige Kreuzkirche mit hohem Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen. Runde Apsiden begrenzten den Chor und die Seitenschiffe. Von dieser Baufase sind noch viele Spuren zu erkennen, wie zum Beispiel die runden Fenster und die Sparfelder mit Ziermauerwerk auβen an der Kirche in Nord- und Südwand.

Turm eingestürzt!

Anfangs befand der Kirchturm sich in der Kirche. Im Jahr 1468 stürzte er während Bauarbeiten ein. Ein neuer Turm wurde zwischen 1470 und 1550 westlich der Kirche gebaut. So konnte die Kirche nach Westen erweitert werden. Der hölzerne Aufbau aus dem Jahr 1627 brachte den Turm auf eine Höhe von 97 m.

1798 wurde der Turm auf Befehl von Napoleon Eigentum der bürgerlichen Gemeinde.

Mehr Licht in der Kirche

Groningen war im 15. Jahrhundert ein blühendes Handelszentrum und ein Teil des nordeuropäischen Hansebundes. Wachstum und Wohlfahrt der Stadt führten zu dem Wunsch, die Kirche weiter zu vergröβern. Inzwischen hatte die Gotik in Nordeuropa ihren Stempel auf die Baukunst gedrückt. Der luftige gotische Baustil bot Techniken, die es ermöglichten, höher zu bauen und mehr Licht hereinzulassen. In den Auβenmauern konnten jetzt groβe Fenster angebracht werden.

Die Martinikirche bekam nach einer beträchtlichen Vergröβerung ein gotisches Aussehen. Ein hoher heller Chor ersetzte den alten Chor. Durch die Erhöhung der Seitenschiffe wurde die Kirche zu einer sogenannten Hallenkirche. Die Kapelle nördlich des Chores wurde im 16. Jh.in spät-gotischem Stil gebaut.

In Jahreszahlen:

± 800 Spuren einer Holzkirche.
± 1000 Eine Kirche aus Tuffstein wird errichtet.
± 1220 Der Bau wird durch eine Kreuzkirche aus Backstein ersetzt.
± 1430 Der Chor der Kirche wird erweitert.
± 1445 Der Chor wird mit Sekkomalereien versehen.
± 1450 Durch Erweiterung des Schiffes entsteht eine sogenannte ‚Hallenkirche‘.
Ostern 1465 Ein Blitzschlag trifft den alten Turm, der drei Jahre später einstürzt.
1469 Grundsteinlegung für den heutigen Turm.
± 1480 Unter der Aufsicht Rudolf Agricolas wird die Orgel umgebaut, erweitert und an die Turmwand versetzt.
± 1510 Anbau der Kapelle.
1548 Der Turm wird mit einem Wetterhahn versehen. (Heute ist es ein Pferd.)
1577 Turmspitze durch Feuer zerstört.
1627 Bau der neuen Spitze; der Turm ist nunmehr 97 Meter hoch.
1664 Der Turm erhält ein neues Glockenspiel, das nach und nach vergröβert wird.
Seit dem Jahre 1984 umfasst die Stangentastatur vier Oktaven.
1688 Die fünf Giebel über dem Schiff werden durch einen Dachstuhl ersetzt.
1692 Arp Schnitger ändert und erweitert die Orgel.
1740 Albert Anthony Hinsz vergröβert die Orgel, die Schnitzereien werden vergoldet.
1798 Der Turm wird Eigentum der Stadt.
1854 Das ursprüngliche Hauptportal mit dem sog. Butter-und-Brot-Häuschen wird abgerissen.
1923 Durch einen Zufall entdeckt man Sekkomalereien unter der Putzschicht im Chor.
1936 bis 1948 Der Turm wird restauriert und mit einem 55 Meter hohen Betongerippe versehen.
1938 bis 1939 Die Orgel wird umgebaut und ‚modernisiert‘.
1961 bis 1975 De Kirche wird restauriert und teilweise rekonstruiert. Über dem Schiff erscheinen wieder die fünf Giebel, und das Portal mit dem Butter-und-Brot-Häuschen wird in vereinfachter Form rekonstruiert. Die Kirche bekommt ein neues, ‚bewegliches‘ Mobiliar.
1975 bis 1986 Die Orgel wird diesmal völlig restauriert und in den Zustand vom Jahre 1740 gebracht.
1994 und 1995 Die drei Läutglocken aus dem 16. Jahrhundert werden um neun, teils neue, Glocken ergänzt.

Ausstattung

Hauptorgel

Der Orgelbau der Martinikirche begann um 1480. Bei der ersten Baufase war der Humanist Rudolf Agricola Berater. Die Entwicklung der Orgel fand ihren Höhepunkt im 18. Jh., nachdem sie jeweils von Arp Schnitger, dessen Söhnen Franz Casper und Albertus Hinsz erweitert worden war.

Während der letzten Restauration (1984 vollendet) wurde der Zustand von 1740 als Ausgangspunkt genommen. Mit ihren 3500 Pfeifen und 53 Registern ist die Orgel der Martinikirche eine der gröβten nordeuropäischen Barockorgeln.

Chororgel

Am Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde der Chorraum der Martinikirche für Gottesdienste eingerichtet. Damals entstand der Wunsch, hier eine Orgel auf zu stellen. Die Orgel, die für 150 Gulden von der Pfarrgemeinde in Heythuysen (Provinz Limburg in den Niederlanden) gekauft wurde, kam ursprünglich aus dem Kloster von Nunhem, einem Ort in der Nähe von Roermond. In Roermond befand sich die heutige Chororgel; das Rückpositiv kommt von einer gröβeren Orgel, die 1744 fertig wurde, gebaut von einem Orgelbauer aus dem Geschlecht Le Picard. In der französischen Zeit wurde das Kloster aufgelöst, die „Grande Orgue“ ging nach Roggel (wonach sie schlieβlich verschwand) und das Positiv nach Heythuysen.

Die Firma Verschueren hat die Orgel 1939 nach Groningen gebracht und wiederhergestellt. Nach der Restauration der Martinikirche war die Orgel lange demontiert und nicht in Betrieb, aber 2001 fand die Wieder -Inbetriebnahme statt, nach einer sorgfältigen Restauration von der Firma Verschueren aus Heythuisen. Das Pfeifenwerk, die Windversorgung und die Spiel- und Registermechanik sind wiederhergestellt und – wo nötig – erneuert. Dabei wurde nicht nur das Pfeifenwerk aus der Bauperiode restauriert, sondern auch die Ergänzungen, die während einer Restauration im Jahr 1847 angebracht worden waren.

Die Chororgel ist ein schönes Beispiel des französisch-wallonischen Orgelbaus aus der Zeit von Ludwig XV und einzigartig im Norden der Niederlande.

Restaurierungsarbeiten

Zurück ins 15. Jahrhundert

Während der letzten Restauration (1962 – 1975) wurden Schiff und Chor wieder in den Zustand von ca. 1460 gebracht. Elemente aus der romano-gotischen Periode wurden aufs neue angebracht oder wiederhergestellt. Weniger schöne Veränderungen aus späteren Jahrhunderten wurden groβenteils rückgängig gemacht.

Besonderheiten

Bei der letzten Restauration wurden in der Martinikirche Malereien aus den drei wichtigsten Bauperioden bloβgelegt.

So sind die Gewölbe des Schiffes verschönert worden mit Freskos (Malereien auf nassem Kalk) aus dem 13., dem 15. und dem 16. Jahrhundert. Abbildungen von Heiligen werden abgewechselt mit figurativen Darstellungen und Pflanzenmotiven.

Eine besondere Serie Malereien aus ca. 1545 befindet sich im Chor. Dort ist das Leben Christi dargestellt von einem unbekannten Maler aus dem 16. Jh. Er verwendete die sog. Secco-technik, bei der das Bild auf einer trockenen Kalkschicht angebracht wird.

Nutzung

Die Martinikirche, Wahrzeichen von Groningen, hat eine breite öffentliche Funktion. Sie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem vielseitigen und einzigartigen Podium entwickelt für Kongresse, Diners, Jubilea, Vorträge, Konzerte und Ausstellungen, wie zu Beginn dieses Jahres über das Groninger Forum.

Aber am Sonntag sind die Gottesdienste der „Protestantse Gemeente“ immer die Hauptsache. Das Schiff, den Hochchor, die Kapelle, die „Librije“ und das Fredericizimmer können Sie für all Ihre Veranstaltungen mieten. Sie können dort auch heiraten: Die Martinikirche ist ein offizieller Trauraum der Stadt Groningen.

Das Schiff ist perfekt geeignet für Veranstaltungen mit bis zu 1200 Gästen. Für eine kleinere Gruppe (12 bis 100 Personen) ist das Fredericizimmer, die Librije oder die Kapelle besser geeignet. Die Martinikirche, mit einzigartiger Atmosphäre im Herzen der Stadt.