Dom zu Aachen

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Baugeschichte

aachen_html_m20040dAls Stiftung Karls des Großen entstand um 800 bei der Aachener Pfalz des Herrschers die Marienkirche, in der der Kaiser an seinem Todestag, dem 28. Januar 814, bestattet wurde. In der Nachfolge Karls wurden zwischen 936 und 1531 die deutsch-römischen Könige in der Aachener Münsterkirche gekrönt. Ab dem 14. Jahrhundert entwickelte sich die Aachener Marienkirche zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte nördlich der Alpen. In der alle sieben Jahre gefeierten Heiligtumsfahrt werden das Kleid Mariens, die sog. Windeln Jesu, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers sowie das Lendentuch Christi gezeigt. Die vermehrte Nutzung der Kirche durch Pilger führte ab 1355 zur gotischen Erweiterung des Münsters. Es entstand daher im Laufe von rund 100 Jahren die Chorhalle (Fertigstellung 1414), ein Kranz aus fünf Kapellenanbauten sowie ein gotischer Westturm. 1656 beschädigte der große Aachener Stadtbrand die
Kirche schwer, die Dächer und der Turm einschließlich der Glocken wurden vernichtet. Die wirtschaftliche Lage des Stifts und der Stadt Aachen ließ nur eine Wiederherstellung in einfachen Formen zu. Mit dem Aufstieg Aachens zur renommierten Badestadt begann eine späte Phase der Barockisierung im 18. Jahrhundert. Der karolingische Kernbau wurde im Stil der Zeit ausstuckiert, die Chorfenster verloren die gotischen Maßwerke und die vernachlässigte Ungarnka­pelle wurde neu er­richtet. In der französischen Zeit – Aachen wurde 1794 von fran­zösischen Truppen besetzt und gehörte von 1801 bis 1815 zu Frankreich – wurde das Münster zur Domkirche des ersten Aa­chener Bistums erhoben (1802-1827), hatte aber starke Beschädi­gungen wie den Ausbau der 32 antiken Säulen aus dem Hoch­münster sowie die Abdeckung sämtlicher Bleidächer zu erleiden.

Große Veränderungen brachte die Restaurierung des Aachener Münsters im 19. Jahrhundert mit sich. Die gotischen Bauteile wurden umfassend überarbeitet, ein neugotischer Westturm wurde 1884 über dem karolingischen Westbau errichtet. Beeindruckenden Abschluss dieser Zeit bildet die neobyzantinische Innendekoration des alten Karolingerbaus (1880/81 und 1901-1913).

Aufgrund seiner einzigartigen historischen und kunsthistorischen Bedeutung im europäischen Kontext wurde der Aachener Dom 1978 als erstes deutsches Bauwerk in die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen.

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Baugestalt

aachen_html_51308217Grundriss und Baugestalt des Aache­ner Domes bezeugen die sich im Laufe der Jahrhunderte wandelnde Bedeu­tung und Nutzung dieses Kirchenbaus. In weiten Teilen unversehrt ist der karolingische Bau, ein überkuppeltes Oktogon. Der Scheitel der Kuppel – ein oktogonales Klostergewölbe – liegt in 31,40 m Höhe, ihre Spannweite be­trägt 14,45 m.

Das Oktogon ist von einem zweige­schossigen, sechzehneckigen Umgang umgeben und mit einer mächtigen Eingangsfront versehen. Im Westjoch des Hochmünsters ist der mittelalterli­che Thron aufgestellt, der nach den jüngsten Untersuchungen in die karo­lingische Zeit zu datieren ist.

Im Osten schließt der gotische Chor­bau an, der als einschiffiger Saalbau mit zwei Jochen und einem 9/14-Chorschluss gestaltet ist. Dominiert wird dieser statisch einzigartige Bau von den rund 26 m hohen Fensterbahnen. An die Außenwände des Sechzehnecks lehnen sich fünf mit unregelmäßigen Grundrissen gestaltete Kapellenbauten an, die mehrheitlich als doppelgeschossige Anlagen in gotischer Zeit ausgeführt sind.

Ausstattung

aachen_html_m7ef150a3Aus der Gründungszeit des Doms exis­tieren noch 24 antike Säulen, die als Bauzier des Hochmünsters eingestellt sind, sowie acht karolingische Bronze­gitter, zwei kleine zwei­flüglige Bronzetü­ren und die monumentalen Bronzetüren des Haupteingangs, die als be­deutendste Frühwerke der mittelalterli­chen Bronze­gießerei gelten. Aus der Zeit der Kö­nigskrönungen sind das Altarante­pen­dium (Pala d’oro, um 1000), der Hein­richsambo (1002-1014) und der Barba­ros­saleuchter (um 1165) als kostbare Werke der mittelalterli­chen Gold­schmiedekunst erhal­ten. Als hoch bedeutende Zeugnisse der Wallfahrten und der Heiligenverehrung dür­fen der Karls­schrein (um 1182-1215) und der 1238 fertig gestellte Marienschrein gel­ten. Zur Ausstat­tung der Chorhalle zählen die um 1440 ge­fertigten Apostel­figuren mit Engelkonsolen sowie Wandmalereien des 15. und 17. Jahr­hunderts.

Das zentrale Kuppelmosaik mit der Ma­jestas domini und den 24 Ältesten wurde 1880/81 nach Plänen von Jean Bethune ausgeführt. Die weitere Mosaik- und Mar­mordekoration des Oktogons geht auf die Entwürfe von Hermann Schaper und Fried­rich Schwarting zurück.

Restaurierungsarbeiten

aachen_html_m76013a1cDie Restaurierungsgeschichte des Aachener Doms beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Wiederaufstellung der in französischer Zeit herausgebrochenen Säulen des Hochmünsters. Es folgt die Neugestaltung des Maßwerks und der Fensterverglasungen der Chorhalle im Sinne des Historismus, womit eine statische Schwächung des Baus einhergeht. Die Bauzier der gotischen Bauteile wurde umfassend überarbeitet und um historistische Figuren des Bildhauers Gottfried Götting ergänzt.

Nachdem das Bauwerk den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschädigt überstanden hatte, wurden die entstandenen lokalen Schäden ausgebessert und objektorientiert einzelne Baukörper überarbeitet. Nach einer umfassenden Schadensdokumentation Anfang der 80-ziger Jahre wurde bei allen Baukörpern ein enormer Sanierungsbedarf festgestellt. Insbesondere ging es hier um die statische Stabilisierung der Dachstühle und der Mauer/Pfeilerverbände, aber auch um die sichere Ableitung von Regenwasser, die Sicherung von Bauzierteilen, die Wiederherstellung von Fugennetzen und die Sanierung und Vorbeugung von Verwitterungsschäden. Ende 2005 wird diese Außeninstandsetzung abgeschlossen werden können, anschließend soll die Innensanierung des Domes und hier insbesondere die Restaurierung und Konservierung der Mosaik- und Marmorausstattung des Zentralbaues in Angriff genommen werden.

Dennoch wird man auch zukünftig an der Außenhaut des Domes immer wieder Gerüste sehen, da die Natursteine und Mörtelfugen weiterhin der Verwitterung und Schädigung durch Wind und Regen ausgesetzt sind. Nur die kontinuierliche pflegende Hand des Menschen, kann hier dafür Sorge tragen, dass aus kleinen Schäden keine großen Sanierungsmaßnahmen werden.

Besonderheiten

aachen_html_4d8cf118Als besterhaltenes Bauwerk aus der Zeit Karls des Großen steht der Aachener Dom in einer 1200 jährigen Kirchen- und Religionsgeschichte. Der Aachener Domschatz beinhaltet viele Meisterwerke mittelalterlicher Goldschmiedekunst und Malerei, die eigens für die Münsterkirche entstanden sind und heute einen der größten Sakralschätze nördlich der Alpen bilden.

Von den acht Glocken des Domes datieren sieben in die Zeit nach 1656, da das mittelalterliche Geläut im Stadtbrand vernichtet wurde. Die mit 5800 kg größte Glocke, die Marienglocke, stammt aus dem Jahr 1958. Die Klais-Orgel im Hochmünster, die über zwei Spieltische verfügt, entstand 1993.

Nutzung

Der Aachener Dom ist heute als Bischofskirche des 1930 wiederbegründeten Bistums Aachen ein lebendiges Gotteshaus, in dem täglich mehrere Messfeiern stattfinden. Noch immer ziehen die Heiligtumsfahrten alle sieben Jahre eine große Zahl von Pilgern an und setzen die alte Wallfahrtstradition fort.

Aufgrund seiner außerordentlichen Bedeutung für die mittelalterliche Kultur- und Kunstgeschichte Europas zieht der Aachener Dom jedes Jahr etwa eine Million internationaler Gäste an, die den Zentralbau des Domes und die Domschatzkammer, im Rahmen von Führungen auch den Chorbereich und das Hochmünster besuchen können.