Bamberger Dom

Baugeschichte

4Am 06.05.1012 wurde an der Stelle des heutigen Bamberger Doms sein von Kaiser Heinrich II. gestifteter Vorgängerbau geweiht. Wie Fundamentreste einer Grabung in den Jahren 1969-1972 belegen, handelte es sich hierbei um eine doppelchörige Anlage mit zwei Krypten, einem mit einer flachen Holzdecke überdachten Langhaus und zwei niedrigeren Seitenschiffen, Wände und Decke waren wohl prachtvoll bemalt, der Fußboden mit Mosaiken belegt.

Im Jahre 1081 zerstörte ein Brand insbesondere die Ausstattung, welche jedoch erneuert werden konnte. Weit verheerender wirkte ein zweiter Brand im Jahre 1185, welcher die Bausubstanz des Doms großflächig vernichtete. Nur der Westteil konnte daraufhin wohl provisorisch wieder nutzbar gemacht werden. Es musste daher ein Neubau geplant werden, der sich jedoch baulich und stilistisch sehr an seinem Vorgängerbau orientieren sollte. Dies mag in der Verehrung des 1024 im Dom bestatteten und 1147 heilig gesprochenen Kaiser Heinrichs II. begründet sein, an dessen Geburtstag, dem 6.Mai 1237, der uns heute erhaltene Dom geweiht wurde, nach seinem bischöflichen Bauherrn auch Ekbert-Dom genannt.

5Die von weitem sichtbaren imposanten vier Türme wurden erst in den 1240er Jahren fertig gestellt, bei deren westlichen die Kathedrale von Laon zum Vorbild genommen wurde. Von ihr entlieh man sich das Motiv der offenen Ecktabernakel in den oberen Turmgeschossen und übernahm auch die Aufstellung von Eseln und Kühen zur Erinnerung an deren schwere Arbeit beim Transport des Baumaterials vom Steinbruch auf den Domberg. Die heutigen mit Kupferblech gedeckten Spitzhelme erhielten die Domtürme jedoch erst in den Jahren 1765-68.

Baugestalt

Wenn auch in seinen Abmaßungen breiter und länger als sein Vorgängerbau, so übernimmt er doch von ihm seine bauliche Gliederung: Das Hauptschiff gliedert sich durch deutlich angehobene Chöre im Westen und Osten in drei ähnlich große Bereiche. Der Ostchor wurde über einer zeitgleichen Krypta errichtet, im Westen wurde die Krypta der Vorgängerbaus verschüttet und überbaut. Beide Chöre schließen das Langhaus mit einer Apsis ab. Begleitet wird das Hauptschiff von zwei niedrigeren Seitenschiffen, welche im Westen an ein auskragendes Querschiff stoßen. Die Deckung des Hauptschiffes unterlag noch während der Bauphase zahlreichen Planungsänderungen, von denen noch heute „ungenutzte“ Wandvorlagen und vermauerte Fenster zeugen. Aufgrund eines erneuten Brandes während des Baus setzte sich letztendlich eine Volleinwölbung des Kirchenraumes gegen eine Holzdecke durch.

Aber auch in stilistischer Hinsicht orientiert sich der Bau an seinem Vorgänger, ist somit noch der Spätromanik zuzuordnen, gegenüber den zeitgleich geplanten bzw. gebauten Kathedralen in Chartres und Laon eindeutig antiquiert.

Im Mittelalter war der Dom wohl vollständig farblich ausgemalt, heute sind uns davon nur wenige Fragmente erhalten. Zunächst wurde der Dom in der Barockzeit gemäß dem Geschmack der Zeit neu hell getüncht, seiner farbigen Glasfenster beraubt und mit neuen Altären ausgestattet.

1829-1837 wurde der Kirchenraum auf Anregung König Ludwig I. durch Friedrich Karl Rupprecht und Friedrich v. Gärtner einer gründlichen Purifizierung unterzogen. Dabei wurden mit Ausnahme der Bemalung im westlichen Chorgewölbe nahezu sämtliche Anstriche bis auf den Stein abgewaschen. Damit setzte sich eine unhistorische, aber im Klassizismus favorisierte steinsichtige Wandflächengestaltung durch. Die barocke Ausstattung wurde weitestgehend entfernt. Eine Neuverglasung der für ein „mittelalterliches“ Raumbild unpassenden barocken Klarverglasung scheiterte damals ebenso, wie ein neuer Versuch in jüngster Zeit.

Ausstattung

Während nun die Architektur des Bamberger Doms gegenüber vergleichbaren Bauten stilgeschichtlich etwas hinten an steht, so war der Skulpturenschmuck des 13. Jahrhunderts voll auf der Höhe der Zeit. Die an den Chorschranken und an den Portalen angebrachten Skulpturen wurden von zwei Bildhauergruppen erstellt. Die jüngere Werkstatt, welche ab 1224/25 eingesetzt wurde, bestand aus Handwerkern, die in Reims geschult waren, ihre Werke gehören zu den wichtigsten Leistungen der deutschen Steinbildhauerkunst.

Beispielhaft ist das Fürstenportal, an dem beide Steinmetzgruppen gearbeitet haben und dabei noch heute den künstlerischen Fortschritt nachvollziehbar machen. Die Gewände des Portals werden durch einen gestaffelten Portaltrichter gebildet, in dessen Säulen je Seite sechs Figurenpaare integriert sind, wobei auf den Schultern der zwölf Propheten des Alten Bundes die zwölf Aposteln des Neuen stehen. Das Tympanon zeigt eine Weltgerichtsszene, welche im Vergleich zu den französischen Vorbildern zwar klein ausgefallen ist, aber in der künstlerischen Ausführung besticht und insbesondere durch die ausgeprägte Mimik der Seligen und Verdammten noch heute jeden Betrachter fasziniert. Die originalen Gewändefiguren befinden sich ebenso wie die Darstellungen der an der Stirnseite des Portals angebrachten Figuren Ecclesia und Synagoge heute geschützt im Domkreuzgang bzw. im Dom selbst. Vor Ort befinden sich Abgüsse aus Steinersatzmaterial, die in den vergangenen Jahren angefertigt wurden.

Das Adamsportal war zunächst nur als dreifach gestuftes Portal mit Zickzack-Friesen errichtet worden, erst in den 1230er Jahren wurden nachträglich sechs Figuren angebracht, wohl die letzten der jüngeren Bildhauerwerkstatt. Sie zeigen das Kaiserpaar Heinrichs II. und Kunigunde mit dem Hl. Stephan auf der linken Seite und gegenüber Adam und Eva, sowie den Apostel Petrus. Diese Figuren wurden 1937 abgebaut und sind seit 1966 im Diözesanmuseum zu sehen. Von diesen werden derzeit berührungslose Laserscanaufnahmen hergestellt. Der dabei entstehende Datensatz ermöglicht die Herstellung von Kopien im Lasersinter- bzw. Stereolithographieverfahren, welche wiederum einen Abguss aus epoxydharzgebundener Steinersatzmasse ermöglichen. Diese entsprechen den Originalen exakt, ohne dass diese wie bei konventionellen Abformverfahren gefährdet werden. Bis zum Bistumsjubiläum 2007 soll das gesamte Adamsportal für die Besucher auf diese Weise wieder erlebbar gemacht werden.

Die sicherlich weithin bekannteste Einzelskulptur, der überlebensgroße Bamberger Reiter, stellt wohl den König Stephan I. von Ungarn, Schwager Heinrich II. dar. Es handelt sich hier um die erste nachantike monumentale Reiterskulptur nördlich der Alpen. Mit höfisch eleganter Haltung zäumt der Reiter, vom Fürstenportal den Dom betretend, sein Pferd und wendet seine feinen Gesichtszüge –ebenfalls mit Reimser Vorbildern- dem ehemaligen Standort des Kaisergrabes zu. Die Skulptur, war ursprünglich bemalt, wovon heute nur noch kleine Farbreste zeugen.

Restaurierungsarbeiten

Als erste Restaurierungsarbeiten können die 1776/1777 durch Franz Ignaz Michael Neumann umfangreichen statischen Sicherungsmaßnahmen am Dachtragwerk genannt werden, die ein frühes Beispiel der Ingenieurbaukunst darstellen.

Seit 1929 betreut die Staatliche Dombauhütte, integriert in das Staatliche Bauamt Bamberg, die Erhaltungsmaßnahmen am Dom. Dazu gehören das Übergehen der Wandflächen und der Türme, wobei die Methodik je nach Schadensfall von Ersatz eines korrodierten Steins in traditioneller Handwerkskunst bis hin zu modernsten technischen Verfahren reichten. Ferner wurden in den vergangenen Jahren u.a. die Neueinrichtung einer Bischofsgrablege nach einer Planung des Architekten Freiherr v. Branca in der bis dahin verschütteten Westkrypta und die Sanierung samt Rekonstruktion der Portale begleitet.