Baugeschichte
Die spätromanische Frauenkirche, eine dreischiffige Basilika mit Doppelturm wurde Anfang des 14. JH durch einen Chorbau erweitert. Die zu klein gewordene und schadhafte Kirche wurde durch einen Neubau ersetzt. Am 9. Februar 1468 legte der Freisinger Bischof Johann Tulbeck und Herzog Sigmund von Bayern den Grundstein für den Neubau der Frauenkirche.
Der Dom Zu Unserer Lieben Frau wurde in der 2. Hälfte des 15. Jh, 1468 – 1488 vom Stadtbaumeister Jörg von Halspach erbaut. Die Turmbekrönung mit den charakteristischen „Welschen Hauben“ wurde 1525 fertig gestellt. Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg erheblich zerstört. Untersuchungen am Mauerwerk ergaben, dass drei große Instandsetzungsarbeiten, 1890-1930, ab 1945 und 1990-1995 durchgeführt wurden.
Baugestalt
Die Frauenkirche, ein spätgotisch, dreischiffiger Backsteinbau mit einer Länge von 109 m, einer Breite von 40 m und einer Höhe von 37 m, mit umlaufenden Kapellenkranz, fünfeckig angeordneten Chor und seinen beiden Türmen, mit einer Höhe von 98,45 m und 98,57 m, gilt als bedeutendster Sakralbau der Spätgotik. Das statische System der Frauenkirche ist komplett nach Innen verlegt, sodass sie dem Betrachter von außen als mächtiger, flächiger Backsteinbau mit hohen, schlanken Fenster entgegentritt. Der Grundriss lässt eine großzügige Durchfensterung der Kirche erkennen. Die Kirche besitzt fünf Portale, das westliche Hauptportal sowie je zwei seitliche Nord- und Südportale. Die Kirche steht auf einem umlaufenden, gequaderten hellen Steinsockel mit anschließend aufgebrachten zahlreichen Epitaphien. Die beiden Türme mit einer Höhe von 98.45 m (Nordturm) und 98,57 m (Südturm) zeigen eine reiche vertikale Gliederung. Die beiden oberen Turmgeschosse sind auf achteckigen Grundriss aufgebaut. In den beiden Türmen befinden sich 10 Glocken unterschiedlicher Größe und Alter. Die älteste aus dem 14. JH stammt noch aus der alten Marienbasilika und befindet sich im Südturm. Die Susanna „Salveglocke“ von 1490, mit einem Gewicht von 8.000 kg wird als die „schönste mittelalterliche Glocke Süddeutschlands“ bezeichnet und befindet sich im Nordturm. Innen wirkt die Kirche als hohe, mächtige, lichtdurchflutete Halle mit Hauptschiff und angegliederten Seitenschiffe mit seinen 23 Seitenkapellen.
Ausstattung
Das Innere des Doms wird von vier Ausgestaltungsepochen in den Jahren 1488, 1601, nach 1861 und 1945- 1990 bestimmt. Die 4. Innengestaltung aufgrund der erheblichen Kriegszerstörung wurde erst 1990 zum Abschluss gebracht. Im heutigen Dom sich Objekte aus den letzten 500 Jahren vorzufinden. Im frühen 17. JH wurde die Kirche vollkommen weiß gestrichen, ohne Rücksicht auf Fresken und farbige Fassungen. 1858- 1861 wurden fast alle Einbauten des 17. Jahrhunderts entfernt, u.a. Bennobogen, Kreuzaltar, Hochaltar und Kapellenaltäre und der Dom im neugotischen Stil ausgebaut. Die Ausmalung des Kirchenraums 1991-1994 mit seiner hellen, leicht ockerfarben gebrochenen Wandfarbe und den leichtgrauen Gewölbesegeln, mit aufgemalten Gliederungselementen in hellen Ockerton, stellt eine farbige Neufassung dar, die sich so weit als möglich an die Erstfassung von Jörg von Halspach anlehnt. Auch das Kircheninnere wurde von 1989- 1994 völlig neu ausgestaltet. Prinzip der künstlerischen Ausgestaltung war es, alles was noch im Original vorhanden aber ausgelagert war wieder zurück zu holen und nicht mehr vorhandene Originale durch neue Kunstwerke, zeitgenössischer Künstler zu ersetzen.
Die Fenster der Frauenkirche zeigen eine besondere Glasmalkunst vom frühen 14. Jh bis ins späte 16. Jh. 106 Scheiben stammen noch aus der alten Frauenkirche und wurden beim Neubau 1468 -1488 wieder eingebaut., die Verglasung der Frauenkirche wurde im frühen 16. Jh abgeschlossen. Während des zweiten Weltkrieges wurden die wertvollen Scheiben ausgebaut und anschließend soweit vorhanden wieder eingebaut. Fenster des 19. JH und 20.JH wurden nicht geborgen und durch Bombenangriffe völlig zerstört. Besonders hervorzuheben ist das Fenster im Chorraum vom berühmten Elsässer Glasmaler Peter Hemmel von Andlau.
Restaurierungsarbeiten
Seit 2001 veranlasst das Staatliche Bauamt Fassadenbefahrungen um das Mauerwerk an besonders gefährdeten Stellen, insbesondere am Naturstein, mit Netzen zu sichern und loses Gesteinsmaterial abzunehmen umso die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu gewährleisten. Ab 2004 zeigte sich ein zunehmend vergrößertes Schadensbild, insbesondere an den Türmen, in einer Höhe von 45 bis 84 Meter. Neben kleinteiligen Oberflächenverlusten an den bauzeitlichen Ziegeln kam es zu Ablösungen großflächiger zementärer Ergänzungen aus der Restaurierungsphase der Nachkriegszeit und Abplatzungen von Mörtelergänzungen im Bereich der Natursteingliederung, an unmittelbar anschließenden Ziegelflächen. An den Leibungen der Kirchenfenster und den Maßwerksstreben wurden nicht unerhebliche Rissbildungen und Abplatzungen festgestellt, sodass eine langfristige Sicherung der gefährdeten Stellen durch Anbringen von Netzen und Abnahme loser Teile nicht mehr gewährleistet werden konnte. Im Mai 2005 wurde das Bauamt mit der Planung und Erstellung eines Instandsetzungs- und Restaurierungskonzepts beauftragt. Ein Team aus Naturwissenschaftler, Restauratoren, Tragwerksplaner und Architekten versuchten die Schadensursache zu erforschen, als Grundlage diente eine Schadenskartierung und Materialanalysen an einer Musterfläche. Hier wurden Instandsetzungsphasen, verwendete Materialien, handwerkliche Ausführungstechniken und Schadensphänomene erforscht, analysiert und dokumentiert und mit den gewonnenen Erkenntnissen eine Musterfläche mit erproben Materialien, u.a. Ziegel und Mörtel angelegt.
Es lassen sich nachfolgende drei Bau- und Instandsetzungsphasen nachweisen:
Phase 0 – 1468 – 1488 Erbauungszeit
Phase 1- 1890 -1930 erste große Instandsetzung
Phase 2- ab 1946, Instandsetzung und Wiederaufbau nach Kriegszerstörung
Phase 3- 1990-1995 weitere umfangreiche Instandsetzungsphase
Die vier Bauphasen mit den typischen Baumaterialien und den vorhandene Schäden wurden im Plan erfasst und dokumentiert. Jeder Stein und jede Fuge wurde auf Schäden überprüft und die bauphysikalischen Eigenschaften der verbauten Materialien naturwissenschaftliche untersucht, um so Aufschlüsse zu Materialkomponenten zu erhalten. Verwitterungsprozesse, eine starke Durchfeuchtung des Mauerwerks und die Verwendung unterschiedlicher, inhomogener und teilweise schadensverursachender Baumaterialien bei vorangegangenen Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen, insbesondere beim Wiederaufbau, durch die Verwendung von Kunststein, zementhaltiger, teilweise hydrophob eingestellter Mörtel, zu harter Fugenmörtel und schädigende Salze in den Materialien führten zu Schäden an den Fassadenoberflächen. Durch Auswaschungen und Abplatzungen bei Ziegel und Fugen drang Feuchte ins Mauerwerk, wurde durch hydrophob eingestellten Mörtel eingeschlossen, sodass es bei Frosteinwirkung vermehrt zu Abplatzungen kam. Der sehr harte, zementhaltige Mörtel wurde im Laufe der Jahre porös und löste sich aus den Fugen. Eine extreme Feuchteansammlung zeigte sich an der Westseite der Türme unterhalb des Kalktuffs, in einer Höhe von 30 bis 60 m, wo die Türme ihren quadratischen Grundriss verlassen und ins Oktogon übergehen ist die größte Feuchteansammlung zu verzeichnen. Ein wesentlicher Grund für die extreme Feuchte im Ziegelmauerwerk ist u.a. der verwendete Naturstein. Der Wiesentuff nimmt sehr viel Wasser auf und gibt es ans darunterliegende Mauerwerk ab. Durch die Verwendung eins sehr zementhaltigen hydrophob eingestellten Fugenmörtels wird die Feuchte im Ziegelmauerwerk eingesperrt und es bilden sich schädliche Salze, die langfristig die Bausubstanz zerstören. Beim Wiederaufbau wurden die Fenster, Fensterpfeiler und Maßwerksstreben, welche größtenteils zerstört wurden mit Betonformteilen, anstatt den ursprünglich verwendeten Terrakotten ergänzt und die zur Knickaussteifung der sehr schlanken Pfeiler, mit einer Höhe von ca. 22 Meter, horizontalen Windeisen aus Flachstahl, die zur Halterung der Glasscheibe dienen eingemörtelt. So entstand ein sehr starres System, das kaum Bewegungen zulässt und so Schäden verursacht.
Instandsetzungs-Restaurierungsziel:
Ziel ist es den Originalzustand weitestgehend zu erhalten und die notwendigen Maßnahmen an Ziegel und Naturstein unter größtmöglichen Substanzerhalt durchzuführen und die derzeit vorhandene inhomogene Materialkonstellation der verschiedenen Sanierungsphasen, wenn diese schädliche Auswirkungen zeigen, auf die historische Bauweise und Materialien zurück zu führen. Eines der vordringlichsten Ziele ist es die Verwitterungsprozesse zu verlangsamen und das Mauerwerk langfristig auszutrocknen. Besonderer Wert wir hier auf die Qualität der zu verwendeten Materialien, u.a. Ziegel, Mörtel, Schlämme und Naturstein gelegt. In intensiven Recherchen wurde nach geeigneten Materialien gesucht. Mörtel, Ziegel, Naturstein wurde auf die Materialeigenschaften und Kennwerte, u.a. Saugfähigkeit, Wasseraufnahme, Druckfestigkeit und Frostbeständigkeit eigens für den München Dom, entsprechend der geforderten Kennwerte und gewünschten Farbe gefertigt. Zum Einsatz kommt ein Handschlagziegel, gefertigt nach alter Tradition, der in seinem Eigenschaften dem historischen Ziegel sehr ähnlich ist. Gesucht wurde auch nach dem ursprünglich verbauten Naturstein, dem sogenannten Wiesentuff. Dieser Stein zeigt eine geringe Saugfähigkeit, gutes Wasserabgabeverhalten und eine ausgezeichnete Frostbeständigkeit und ist extrem resistent gegen Umwelteinflüsse.
Der Gerüstaufbau am Nordturm startet im Herbst 2008 , sodass von Frühjahr 2009 bis September 2009 eine umfassaden Bestands- und Schadenskartierung, als Grundlage für Planung, Ausschreibung und Bauausführung durchgeführt werden konnte. Die Restaurierungsarbeiten starteten im Sommer 2010 und konnten im Winter 2013 am Nordturm abgeschlossen werden. Seit Frühjahr 2014 werden die Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten am Südturm mit Schildwand und Hauptportal durchgeführt, mit dem Ziel diese Arbeiten bis zum Herbst 2016 abzuschließen, sodass ab Frühjahr 2017 die Türme des Liebfrauendoms wieder als das Wahrzeichen Münchens erstrahlen und die Münchner Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Gäste der Stadt einladen ihren Blick, auch im übertragenen Sinne, nach oben zu richten. Im Anschluss folgt die Instandsetzung der Fenster und des Kirchenschiffes und die erforderliche statische Ertüchtigung des Dachstuhls.