Essener Münster / Hohe Domkirche des Bischofs von Essen

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Baugeschichte

Der Essener Dom, auch Münsterkirche oder Münster am Hellweg genannt, war von der Mitte 9. Jahrhunderts bis 1802 die Kirche des Essener Frauenstifts.

Die erste Kirche an dieser Stelle wurde um 850 errichtet und war ein dreischiffiger Bau mit Westvorhalle, Querhaus und dreiteiligem Chor. Sie wurde den hll. Märtyrern Cosmas und Damian sowie der Gottesmutter Maria geweiht. Nach einem Brand im Jahr 946 wurde die Kirche notdürftig wiederhergestellt und um eine Krypta erweitert. Um das Jahr 1000 begann Äbtissin Mathilde (amt. 971/3–1011) einen Neubau der Kirche. Zum einen wurde der bis heute erhaltene Westbau mit dem achteckigen Turm errichtet. Zudem wurde mit einer Erneuerung von Lang- und Querhaus begonnen. Äbtissin Theophanu (amt. 1031–1058) vollendete den ottonischen Kirchenbau, indem sie die Ostkrypta (Weihe 1051) und den Chor (Weihe 1054) bauen ließ.

Die zwischen 1246 und 1275 renovierte Kirche, deren Nord- und Südchor dabei gotisch erneuert worden waren, brannte im Jahre 1275 ab. In den folgenden Jahrzehnten entstand unter den Äbtissinnen Berta von Arnsberg (amt. ca. 1243–1292) und Beatrix von Holte (amt. 1292–1327) eine gotische Hallenkirche mit rechteckigem Hallenchor, in die ältere Baukörper wie Krypta, Westbau, Vierung und die untere Mauerzone der Langhauswände einbezogen wurden. Der Frauen- oder Gräfinnenchor als Empore für die Stiftsfrauen im nördlichen Querhaus entstand spätestens zu dieser Zeit. 1316 wurde die gotische Stiftskirche geweiht. Ein Jahrhundert später errichtete man einen großen Turm über der Vierung. Während im 16. und 17. Jahrhundert an der Münsterkirche nur kleinere Um- und Erweiterungsbauten vollzogen wurden, kam es von 1731 bis 1789 zu einer Barockisierung des Inneren.

Um 1880 erfolgte eine weitere umfassende Renovierung und eine Sicherung gegen Bergbauschäden.

1943 und 1945 wurde das Münster von Bomben getroffen und stark beschädigt. Noch während der Krieg andauerte, begann man mit dem Wiederaufbau. Es wurde ein Zustand wiederhergestellt, wie er im 14. Jahrhundert vorhanden gewesen war: gotische Hallenkirche mit den ottonischen Elementen Westbau, Krypta, Vierung und untere Mauerzone der Langhauswände.

Als mit der Bistumsgründung 1958 die Münsterkirche zur Kathedralkirche der neuen Diözese wurde, mussten die baulichen Gegebenheiten der neuen Funktion angepasst werden. Dies betraf vor allem den Chor. Das Mittelschiff des Chores wurde in die Vierung hinein nach Westen verlängert, der Eingang in die Krypta in die Seitenschiffe verlegt. Die neu geschaffene, erhöht liegende Altarinsel mit dem Hauptaltar wurde dadurch näher an die Gläubigen herangerückt. Im Nordschiff wurde eine Marienkapelle für die Goldene Madonna eingebaut.

Jüngste bauliche Veränderungen waren der Bau der „Adveniat-Krypta“ genannten Westkrypta unter dem Atrium in den Jahren 1981 bis 1983, die Einrichtung der östlichen Kapelle im südlichen Seitenschiff als Erinnerungsstätte für den von den Nationalsozialisten ermordeten Nikolaus Groß 2004 und die Umgestaltung der Orgelempore beim Einbau der neuen Orgel im selben Jahr.

Baugestalt

Das Essener Münster wurde aus Ruhrsandstein auf einem leicht nach Osten abfallenden Gelände errichtet. Im Westen erhebt sich die wuchtige, 30 Meter hohe Dreiturmanlage des Westbaus aus der Zeit um 1000. Charakteristisch für den Essener Bau ist das Oktogon des großen Mittelturms, das im Innern zu Teilen wieder aufgegriffen wird und drei Achtel des Oktogons der Aachener Marienstiftskirche (Dom) kopiert. An den Westbau schließt sich ein gotisches Langhaus des frühen 14. Jahrhunderts an, dessen drei Schiffe nahezu gleich hoch sind und eine sogenannte Hallenkirche bilden. Das Querhaus ist – typisch für eine Hallenkirche – nur leicht ausgebildet und geht im Süden in die schon im 12. Jahrhundert angebaute Schatzkammer über. Der nach Osten ausgerichtete Hallenchor ist ebenfalls dreischiffig. Die zwei- bzw. dreibahnigen, gotischen Fenster sind nach dem Krieg mit modernen Verglasungen versehen worden. Westbau, Langhaus und der Dachreiter über der Vierung sind mit Kupfer gedeckt, das erhöht liegende Satteldach von Querhaus und Chor mit Schiefer.

Ausstattung

Goldene Madonna

Am 8. Juli 1959 ernannte Papst Johannes XXIII. in einer päpstlichen Bulle „für alle Zeiten die selige Jungfrau Maria unter dem Titel: Mutter vom guten Rat, die im Volksmund Goldene Madonna genannt wird, zur ersten und besonderen Patronin des ganzen Bistums“ Essen, das erst am 1. Januar 1958 gegründet worden war. Am 10. Oktober 1959 wurde die Skulptur der Goldenen Madonna aus der Schatzkammer in die neu geschaffene Marienkapelle im linken Seitenschiffchor des Domes überführt. Hierher kommen täglich zahlreiche Gläubige, um zu beten oder die Fürsprache der Muttergottes zu erbitten.
Die Skulptur ist eine der frühesten Plastiken des europäischen Mittelalters. Das hochverehrte Andachtsbild ist das älteste rundplastische Marienbild der Welt.

Die Goldene Madonna entstand um das Jahr 980. Die 74 cm hohe, aus Pappelholz geschnitzte Figur ist mit feinem Goldblech überzogen. Maria ruht auf einem Schemel, das Jesuskind sitzt seitwärts schauend auf ihren Oberschenkeln. Die Mutter hält mit dem linken Arm die Schultern des Kindes, die rechte Hand hält ihm eine Kugel (Weltkugel) hin. Christus hat den Blick auf die Weltkugel gerichtet, die er mit der Rechten segnet. Die Augen von Mutter und Kind bestehen aus leuchtend blauem, weißem und rotem Email. Der Heiligenschein des Kindes wie auch ein Buch, das es mit der Linken hält, Teile des Thrones und die Weltkugel sind mit Emails, Edelsteinen und Filigran verziert. Weitere Schmuckelemente sind verloren gegangen. Im Gegensatz zum Kind trägt die Muttergottes keinen Heiligenschein. Das Bildwerk wurde im Mittelalter bei den großen Prozessionen im Kirchenjahr mitgeführt, den Bitt-Tagen vor Christi Himmelfahrt und am Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August. An Mariä Lichtmess am 2. Februar wurde die Skulptur auch mit einer goldenen Krone gekrönt, ein Hinweis auf Maria als regina coeli, der ‚Königin des Himmels‘.

Siebenarmiger Leuchter

Der Essener Leuchter ist die älteste erhaltene christliche Nachbildung des jüdischen Tempelleuchters, die es in ähnlicher Form früher auch in Fulda, Aachen und Köln gegeben hat. Die Form des Leuchters folgt weitgehend einem Bericht aus dem alttestamentarischen Buch Exodus (Ex 25, 31–38; 37, 17–24). Auch entspricht der Leuchter dem einzigen überlieferten Bild des jüdischen Siebenarmigen Leuchters, der auf dem Titusbogen in Rom abgebildet ist. Symbolisch steht er für den ‚Lebensbaum‘, für die Herrlichkeit Jahwes wie auch – christlich gedeutet – für Christus, das ‚Licht der Welt‘.
Der Leuchter mit einer Höhe von 2,26 m und einer Breite von 1,88 m besteht aus 46 einzelnen, gegossenen Teilen aus Bronze, die ineinander gesteckt sind. Der Guss erfolgte wahrscheinlich in Essen. Aus einem mittleren Schaft oder Hauptstamm wachsen rechts und links jeweils drei Arme heraus. Stamm und Arme werden durch kugelförmige und viereckige Knäufe mit Ornamenten gegliedert und finden in insgesamt sieben Kerzentellern ihren Abschluss. Der quadratische Fuß ruht auf Klauen und wird durch abgeschrägte Seitenwände gegliedert. Auf den oberen Abschlusskanten und in den Zwickeln sind Tierköpfe angebracht. Auf den vier Ecken saßen ursprünglich fratzenhafte Figürchen, die die vier Himmelsrichtungen symbolisierten. Heute ist nur noch eines vollständig erhalten. Auf einer Inschrift am unteren Stamm hat sich die Essener Äbtissin Mathilde (amt. 971/73–1011) verewigt: MAHTHILD ABBATISSA ME FIERI IUSSIT ET XPCOS (CHRISTO CONSECRAVIT) (Äbtissin Mathilde ließ mich anfertigen und weihte mich Christus).
Einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert zufolge stand der Leuchter am Kreuzaltar inmitten der Münsterkirche. Vielleicht war er von Mathilde als Totenleuchter gedacht und sollte die Erinnerung an sie – und damit das Gebet für sie – wach halten.

Grablegung Christi

In einer Wandnische der südlichen Außenmauer befindet sich eine lebensgroße Darstellung der Grablegung Christi. Hinter dem auf einer Tumba ausgestreckten Leichnam Christi stehen die Trauernden: In der Mitte steht der Jünger Johannes, der sich der Gottesmutter Maria in ihrem Schmerz annimmt, so wie es Christus ihm am Kreuz geboten hatte: „Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19, 27). Die Frauen mit Salbgefäßen sind die drei Marien, die am Ostermorgen zum Grab gingen: Maria Magdalena, Maria Salome und Maria, die Mutter des Jakobus (nach Mk 16,1). Nikodemus, am Kopf Christi stehend, und ihm gegenüber Josef von Arimathäa sind im Begriff, den Toten einzuhüllen, um ihn in das Grab zu legen.
Die Figurengruppe aus Sandstein mit Resten der originalen Bemalung schuf um 1520 der Kölner Meister Wilhelm von Arborch. Als die ursprünglich unter der Westempore aufgestellte Gruppe an den heutigen Ort übertragen wurde, erneuerte man die Tumba. Die umgebende Nischenarchitektur mit den Figuren der Stiftspatrone Cosmas und Damian ist wesentlich älter. Sie gehört der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an und umfing ursprünglich wohl eine Kreuzigungsgruppe.

Kapitelle im Chorraum

Die in Stein gehauenen, reich bemalten Kapitelle an den Vierungs-, Vorchorjoch- und Südquerhauspfeilern sind mit bloßem Auge fast nicht zu erkennen. Äbtissin Hadwig von Wied (amt. ca. 1150–1176) ließ die kleinen Kunstwerke im 12. Jahrhundert schaffen.
Auf den Kapitellen der Vierungspfeiler finden sich unter anderem Christusdarstellungen. Auf den Kapitellen des Vorchorjochs sind die Evangelistensymbole zu erkennen: der Mensch für Matthäus am nordöstlichen, der Löwe für Markus am nordwestlichen, der Stier für Lukas am südwestlichen und der Adler für Johannes am südöstlichen Pfeiler. An den freistehenden Säulen im östlichen vorderen Teil des Chores werden die Kapitelle mit Blättern aus Eichen- und Weinlaub geschmückt.

Altarfries

Der Bildhauer Elmar Hillebrand (geb. 1925) und sein Schüler und Freund Ronald Hughes schufen zwischen 1962 und 1966 einen Fries mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, der den Sockel der Chorinsel umfasst. Hintergrund für den Bau der Chorinsel waren die Bauarbeiten, die für die Umgestaltung zur Bischofskirche notwendig wurden. Der dreischiffige Hallenchor wurde in die Vierung hinein verlängert. Auf der so geschaffenen, erhöht liegenden Altarinsel steht der Hauptaltar, der damit näher an die Gemeinde herangerückt ist. Der französische Sandstein des 40 cm hohen und 15 m langen Frieses lässt feinste Details zu, ist aber auch ausgesprochen empfindlich.
Auf der nördlichen Seite befinden sich Szenen aus dem Leben Marias: Heimsuchung, Hochzeit zu Kana, Maria und Johannes unter dem Kreuz (Elmar Hillebrand in Zusammenarbeit mit Ronald Hughes), Pfingsten, Tod und Aufnahme Marias in den Himmel. Auf der südlichen Seite sind dargestellt: Erschaffung des ersten Menschen, Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies, Opfer des Abel, Opfer des Melchisedek, Opfer des Abraham und die Eherne Schlange.

Chorraum

Der außerordentlich große Chorraum hat eine ungewöhnliche Form, der dreischiffige Chor hat zu allen Seiten gerade Wände und damit einen rechteckigen Grundriss.

An den runden Chorpfeilern stehen die Patrone der Essener Münsterkirche, seit alters her die hll. Cosmas und Damian. Ihre lebensgroßen Holzfiguren tragen als Beigaben Schwerter zur Erinnerung an ihren Märtyrertod. Apothekerdosen verweisen auf die Heilkunst der heiligen Brüder. Die Figuren wurden um 1500 von Meister Tilmann Heysacker, genannt Kranendonck, aus Köln geschaffen.

Das reich geschmückte, grün-weiße Chorgestühl aus dem 18. Jahrhundert wurde ursprünglich für die heutige Anbetungskirche geschaffen. In ihm nimmt das Domkapitel an den Gottesdiensten teil.

Hauptaltar

Den Hauptaltar, geweiht 1968, schuf der Bildhauer Elmar Hillebrand (geb. 1925) aus poliertem Blaustein. Auf einem zweiteiligen, sich nach oben hin verbreiternden, achteckigen Sockel liegt eine quadratische Platte auf. Die Altarform erinnert zugleich an eine aufbrechende Tulpe wie auch an den Tisch des letzten Abendmahles. Darin verbinden sich die Hoffnung auf Auferstehung und neues Leben und das Wissen um den Opfertod Christi. In der Mitte der Altarplatte befindet sich ein Reliquiengrab mit den Reliquien der Hll. Cosmas und Damian. In der Vorderseite des Altares befindet sich eine ‚Grabkammer‘, die durch ein Bronzegitter verschlossen wird. Das Gitter, ebenfalls von Hillebrand, wird von vier Engeln im Reigen gebildet. Das Reliquiar des Duisburger Goldschmieds Claus Pohl aus dem Jahr 2010 birgt Reliquien der heiligen Bischöfe und Bistumspatrone Maternus (Köln), Liborius (Paderborn) und Liudger (Münster). Sie stehen für die Mutterbistümer des Bistums Essen.

Triumphsäule

Vor dem Mittelfenster des Chorraumes erhebt sich eine etwa fünf Meter hohe Marmorsäule, deren Schaft auf einem Kalksteinuntersatz steht. Kapitell und Untersatz wurden im 10. Jahrhundert antiken Vorbildern nachempfunden, der Säulenschaft hingegen ist antiken Ursprungs. Die Säule wurde wahrscheinlich um 970 im Essener Münster aufgestellt.
Im Sinne einer Triumphsäule wird die Säule heute von dem modernen Kreuz der Benediktinerin Lioba Munz (1913 – 1997) überhöht, das 1968 geschaffen wurde. Es wächst aus einer geschmiedeten Blattknospe hervor und verzweigt sich in vier Blätter, die kreuzförmig um eine antike Glasschale angeordnet sind. So ist das Kreuz Sinnbild des Lebensbaumes.
Das erste Kreuz auf der Säule war ein goldenes Kreuz, dessen Inschriftentafel sich bis heute in der Domschatzkammer erhalten hat. Beauftragt wurde es demnach von einer Ida, die um 970 das Amt der Essener Äbtissin innehatte. Als Ersatz für das wohl beschädigte erste Kreuz wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein silbernes Kreuz geschaffen, das heute in der Domschatzkammer aufbewahrt wird: Das Kapitelskreuz findet als Vortragekreuz an hohen Feiertagen im Dom und bei der Fronleichnamsprozession Verwendung. Reliquien, die sich im ersten Kreuz befanden, wurden in das Silberkreuz übernommen.
Ursprünglich stand die Säule hinter dem Kreuzaltar in der Vierung der Kirche. Sie wurde 1775 zusammen mit dem Altar entfernt. Dabei zerbrach sie. Erst 1852 fand sie einen neuen Platz im Westbau der Münsterkirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie an ihren heutigen Aufstellungsort in den Chor gebracht.

Um die Kreuzessäule rankt sich eine beliebte →Essener Sage .

Epitaph der Anna Salome

An der Wand der Empore des nördlichen Querhauses hängt eine barocke Gedenkplatte, ein Epitaph, für Äbtissin Anna Salome von Salm-Reifferscheidt (amt. 1646–1688). Im Jahre 1652 berief die Äbtissin drei Schwestern der Congregatio Beatae Mariae Virginis, der Kongregation der seligen Jungfrau Maria, aus Münster für die Erziehung von Mädchen nach Essen. Daraus entstand das heutige Essener Gymnasium B.M.V.
Das Epitaph ist aus Baumberger Sandstein gefertigt. In der Mitte kniet die Äbtissin fast lebensgroß in Gebetshaltung vor einem Tisch, auf dem ein Kruzifix steht. Der Vorhang im Hintergrund fällt vom Giebel zu den Seiten herab. In der Mitte wird er von einem mit Lorbeerkranz bekrönten Totenschädel über gekreuzten Knochen zusammengehalten. Über dem Giebel des Epitaphs befindet sich das Wappen der Äbtissin; neben den seitlichen Pfeilern sind die Wappen ihrer Ahnen angebracht.
Das von ihrer Familie wohl kurz nach ihrem Tode in Auftrag gegebene Epitaph schuf vermutlich der Münsteraner Hofbildhauer Johann Mauritz Gröninger († 1707). Ursprünglich war das Grabbild an einer Wand im nördlichen Querhaus aufgehängt, wo sich auch das Grab selbst befand.

Fenster

Ein Bombenangriff auf Essen zerstörte im März 1943 alle Fenster der Kirche. Seit den 1950er Jahren wurden nach und nach neue, moderne Glaskunstwerke eingesetzt.
Heinrich Campendonk (1889–1957) entwarf 1953 das Michaelsfenster für den Westbau. Es erinnert daran, dass im Mittelalter hier ein dem hl. Michael geweihter Altar stand. Auf die Verbindung der Essener Äbtissinnen zur kaiserlichen Familie weisen seine Fenster mit den Herrscherinsignien auf der Empore hin. Disteln und Lorbeer in den beiden kleineren Fenstern stehen für Leiden und Auferstehung Christi.
Ludwig Gies (1887–1966) schuf 1959 bis 1962 die Fenster des Chores. Im Zentrum der Chorverglasung steht die Dreieinigkeit. Gut erkennbar ist im oberen Bereich die Hand Gottes, die auf Christus, das Lamm Gottes, verweist. Die Taube ist das Symbol des Hl. Geistes. Auf die vier Evangelisten verweisen in der Mitte des Fensters ihre Symbole Mensch, Löwe, Stier und Adler. Im unteren Bereich sind die vier wichtigsten Begebenheiten im Leben Christ dargestellt – Geburt, Tod. Auferstehung und Himmelfahrt.
1965 wurden die zehn Langhausfenster erneuert, entworfen von Wilhelm Buschulte (1923–2013). Sie sind überwiegend in den Farben Gelb, Blau und Grau gehalten. Eine Ausnahme bildet das Fenster über der Grablege im südlichen Seitenschiff. In den Farben Rot, Braun und Blau deutet es das Letzte Abendmahl an.
Das kleine Fenster oberhalb des Altfrid-Sarkophags in der Ostkrypta, dessen Laibung noch aus frühmittelalterlicher Zeit stammt, schuf 1965 der Essener Künstler Ferdinand Spindel (1913–1980) aus Antik- und Opalglas.
Die übrigen Fenster in den Außenschiffen der Ostkrypta entstanden zwischen 1959 und 1961. Entworfen wurden sie von Alfred Manessier (1911–1993), die Ausführung oblag François Lorin, Chartres. Das Gesamtkunstwerk besteht aus sechs farbigen und zwei farblosen Fenstern. Die Farben der bunten Fenster sind überwiegend rot, violett, blau, grün und gelb in verschiedensten Formen.
Johannes Schreiter (geb. 1930) schuf 1968 das südliche Fenster in der heutigen Nikolaus-Groß-Kapelle, der ehemaligen Sakramentskapelle. Das Fenster ist farblich dreigeteilt, die Farben Grau, Weiß und Blau bestimmen das Bild.
Die Fenster im Skulpturenraum der Schatzkammer stammen von Egbert Lammers (1908–1996) aus den Jahren 1964/1968. Das eine Fenster verweist mit einem abstrakt dargestellten Fisch im Wasser auf die ursprünglich geplante Nutzung des Raumes als Taufkapelle, das andere mit goldenen Schilden auf die Werke der Domschatzkammer.

Adveniatkrypta

Die Adveniatkrypta ist die Grablege der Essener Bischöfe und zugleich Raum für Gottesdienste. Zwischen 1981 und 1983 wurde diese neue Westkrypta unter dem Atrium nach den Plänen von Hans Straetmans und Heinz Dohmen gebaut. Als erster Essener Bischof wurde Franz Kardinal Hengsbach 1991 hier beigesetzt. Seine Grabplatte schuf der Bildhauer Elmar Hillebrand. 2014 wurde Bischof Hubert Luthe, der zweite Ruhrbischof, hier bestattet.
Der Künstler Emil Wachter gestaltete in der Adveniatkrypta eine Bilderwelt aus Beton. Im Mittelpunkt des Gesamtkunstwerkes steht die Bitte des Vaterunsers „Adveniat regnum tuum – Dein Reich komme“, die für Wachter zum Programm wurde. Die Bitten des Vaterunsers sind Grundthemen menschlichen Lebens: die Bitte um Nahrung, die Frage der Schuld und ihrer Vergebung, immer neue Versuchungen und die Sehnsucht nach dem Göttlichen – sie bewegen uns heute genauso, wie sie die Menschen, denen Christus begegnete, bewegt haben.
Altar, Ambo und Kredenz schuf die Berliner Künstlerin Marie Luise Dähne (geb. 1955) 2006. Das Material Glas wurde gewählt, um möglichst wenig von der reichen Bilderwelt der Decken-Reliefs abzulenken. Der Altar greift den achteckigen Grundriss der Krypta auf. In dem durch Ausschleifungen hervorgehobenen Teil im Sockel des Altares befindet sich ein Glaskästchen, in der eine Reliquie des hl. Liudger geborgen ist. Der Heilige ist neben der Muttergottes der zweite Patron des Bistums Essen.

Domorgel

Das von der österreichischen Orgelbaufirma Rieger erbaute Instrument wurde am 2. April 2004 geweiht. Es besteht aus zwei Orgelwerken, die vom Spieltisch der Hauptorgel aus in verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten einzeln, aber auch zusammen gespielt werden können. Die Domorgel verfügt über insgesamt vier Manuale, 69 Register (Hauptorgel 57, die weitere Orgel im Westteil (Auxiliarwerk) 12) und 5102 Pfeifen. Die größte ist 8 Meter, die kleinste 8 Millimeter hoch.

Beim Bau der neuen Orgel wurde die Orgelbühne über den vorderen Teil des nördlichen Seitenschiffs hin erweitert. Damit ist sie kein eigenständiger, losgelöster Baukörper mehr, sondern integraler Bestandteil der Domarchitektur. Durch das Vorziehen der Orgelprospekte bis unter den jeweiligen Gurtbogen ergeben sich für den Betrachter im Raum drei interessante, durchaus unterschiedliche Orgelperspektiven. Bewusst wurde auf einen Abschluss über den Pfeifen verzichtet, stattdessen ‚durchdringen‘ die roten Gehäuselisenen das Grau der Gurtbogensteine. Der Standort der Orgel auf der Chorempore ermöglicht eine ideale Klangentfaltung in der gesamten Kirche, da er zur Empore und zum Chorraum hin geöffnet ist. So eignet sich die Orgel sowohl zur Begleitung des Gemeindegesanges als auch der Chöre, die auf der Empore oder auch im Chorraum singen.

Gesang und Musik hatten im Essener Frauenstift schon im 9. Jahrhundert ihren Platz in der Liturgie. Die erste Orgel hat es in der heutigen Domkirche im 14. Jahrhundert gegeben.

Grabplatte Elisabeth v. Berge

Die Grabplatte aus schwarzem Marmor und Alabaster erinnert an die Essener Äbtissin Elisabeth von Berge (amt. 1581–1614). Ursprünglich lag sie auf dem aus vier Seitenplatten bestehenden, kastenartigen Hochgrab (Tumba) der Äbtissin als Deckplatte auf. Der Grabaufbau der Äbtissin befand sich im letzten Joch vor dem Querhaus. Die Platte wurde im 19. Jahrhundert senkrecht in die Außenwand des Münsters eingebaut. Sie wurde von Elisabeths Bruder Heinrich in Antwerpen in Auftrag gegeben.
Elisabeth trägt Kopfhaube, Rüschenkragen, Reifrock und schwarzen Mantel, also die Chorkleidung der Essener Stiftsfrauen. Ihr Kopf ruht auf einem Kissen, die Augen sind geschlossen und die Hände wie zum Gebet über der Brust zusammengeführt. Über ihrem Haupt ist ihr Familienwappen, seitlich sind die Wappen der Ahnen angebracht. Wie die umlaufende Inschrift sollen die Wappen ihre adlige Abstammung unterstreichen, die Voraussetzung für eine Aufnahme in das Essener Stift war.
Entgegen den Vorschriften wählte man mit Elisabeth keine Äbtissin aus dem Kreis der zu dieser Zeit protestantischen Stiftsfrauen, sondern eine stiftsfremde, aber katholische Adlige. In der Folgezeit wurden nur noch katholische Stiftsdamen aufgenommen.
Die durch Elisabeths Räte herbeigeführte Rekatholisierung des Essener Frauenstifts schien gefährdet, als Elisabeth ihren Jugendfreund Floris II. von Palant, Graf von Culembourg, am 2. Februar 1614 in Essen empfangen wollte, da dieser einer der führenden Männer der protestantischen Generalstaaten war. Doch die Äbtissin verstarb unerwartet wenige Tage vor dem Besuch an Windpocken.