St.-Petri-Domkirche zu Schleswig

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Baugeschichte

schleswig_html_m10555651Eine Siedlung namens Sliesthorp am nördlichen Ende der sich von der Ostsee über mehr als 30 Kilometer landeinwärts erstreckenden Schlei wird 804 erwähnt. Der Ort erlebte seinen Aufstieg 200 Jahre später zugleich mit dem Niedergang der am südlichen Schleiufer gelegenen Wikingerstadt Haithabu. Dessen wirtschaftliche Bedeutung ist nie auf Schleswig übergegangen, vielmehr entwickelte sich die Stadt zum Fürstensitz, Verwaltungszentrum und Sitz eines Domkapitels.

Die christliche Missionierung des nördlichen Deutschlands und Skandinaviens begann mit dem Benediktinermönch Ansgar (um 801 – 865), 832 Erzbischof von Hamburg, der 849 in Haithabu eine erste (Holz-)Kirche errichtete. Inwieweit die östlich der ehemaligen Wikingersiedlung in Haddeby gelegene St.-Andreas-Kirche auf die Anfänge einer Bischofskirche verweist, bleibt unklar.

Ebenfalls im Dunkel liegen die Anfänge der Domkirche zu Schleswig. 1134 wird zum ersten Mal ein Bau, dessen Fortschritt nicht bekannt ist, urkundlich erwähnt und mit dem Namen des Apostel Petrus verbunden. Ältestes erhaltenes Bauteil ist das südliche Petriportal, um 1180. Möglicherweise war um 1200 eine dreischiffige Basilika aus Granit, rheinischem Tuffstein und Backstein mit Querhaus vollendet. Im Laufe des 13. Jahrhunderts folgten die Einwölbung des basilikalen Langhauses und des Querhauses. Ab etwa 1400 wurden der Umbau und die Erweiterung zur dreischiffigen gotischen Hallenkirche in Angriff genommen. Seit 1501 steht der Baukörper im Wesentlichen in seiner heutigen Gestalt.

Als Prozessionsgang des Domkapitels entstand um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert der dreiflügelige Schwahl (niederdeutsch-dänisch für kühler Gang) mit seinen bedeutenden Wand- und Gewölbemalereien.

Unklar ist die Geschichte des Turmbaus: Der Westturm von 1894 ist Zeugnis preußischer Macht im Herzogtum Schleswig nach Beendigung der dänischen Herrschaft. Eine Nachricht, dass im Mittelalter eine westliche Doppelturmanlage geplant war oder bestanden hat, lässt sich nicht verifizieren. Überliefert ist, dass im 12. Jahrhundert zwei Türme vorhanden waren, deren Einsturz oder Beseitigung mit dem Chorneubau um 1300 in Zusammenhang gebracht wird.

Ausstattung

schleswig_html_7f308075Eine reiche mittelalterliche Ausmalung von Gewölben ist in Fragmenten vorhanden. Bedeutendstes Ausstattungsstück ist der zwischen 1514 und 1521 (für die Klosterkirche Bordesholm, von da 1666 überführt) gefertigte Hochaltar des Meisters Hans Brüggemann mit fast 400 aus Eichenholz geschnitzten, ungefassten Figuren. Aus der gleichen Zeit wie der Brüggemann-Altar stammen das Chorgestühl und die Triumphkreuzgruppe auf dem Lettner zwischen Altarraum und Vierung. Von Cornelius Floris, Antwerpen, einem der bedeutenden Meister des nördlichen Manierismus, wurde 1551 – 1555 der Marmor-Kenotaph für den Herzog und dänischen König Friedrich I. gefertigt. Der Raumeindruck wird durch zahlreiche Epitaphien für Geistliche, Beamte und Angehörige des Fürstenhofes im nahegelegenen Schloss Gottorf und der herzoglichen Verwaltung mitbestimmt.

Besonderheiten

Besitzverhältnisse und Zuständigkeiten am Schleswiger Dom haben sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach geändert: Mit der Einführung der Reformation in den Herzogtümern Schleswig und Holstein 1542 wurde das Domkapitel entmachtet, die Herzöge auf Gottorf übten, teilweise als dänische Könige, das landesherrliche Kirchenregiment aus, die geistliche Leitung wurde von Superintendenten oder Generalsuperintendenten wahrgenommen. Die Schleswiger Bischöfe hatten, teils auf Druck der Landesherren, bereits seit dem 13. Jahrhundert zeitweise oder dauerhaft im fernab von Schleswig gelegenen Schwabstedt residiert. 1624 wurde das Bischofsamt erledigt und erst 1925 wieder errichtet. Heute ist Schleswig Sitz des Bischofs für den Sprengel Schleswig der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Das Eigentum am Schleswiger Dom ging infolge der preußisch-österreichisch-dänischen und preußisch-dänischen Kriege von 1864 und 1866 auf den König von Preußen, 1918 auf das Land Preußen und 1946 auf das Land Schleswig-Holstein über. Durch Vertrag zwischen Kirche und Staat wurde der Dom 1957 der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holstein übereignet, deren Rechtsnachfolgerin seit 1975 die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche war und seit 2012 die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland ist. Bauangelegenheiten des Schleswiger Doms werden durch die zuständige Referentin im Baudezernat des Landeskirchenamts in Kiel wahrgenommen.

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